Robert Wohlleben:
Ein Eislauf
Nun schweigt die Briefschaft still. Im Abendlicht
verblassen Blick um Blick die Bleistiftschlingen.
Zu Schatten finden sich die Käuzchenschwingen,
die Rufe holt ein Wind, bewahrt sie nicht.
Dann Nacht. Erinnerung eicht ihr Gewicht,
verfasert sich mit hochpräzis geringen
Zersträhnungen ins Niemandsland von Dingen,
wo sie verloren geht in Nebelschicht.
Ist kalt jetzt, doch noch gar kein festes Eis.
Die Vogelschau zeigt leergemähte Flächen
mit Zeilen nackten Astwerks schwarz auf Schnee.
Gefroren streckt sich weit, schwarzblank und weiß,
noch ohne längs den Rissen aufzubrechen,
fürs stete Überhin ein Bodensee.
Für Ernst-Jürgen Dreyer
Ottensen, im Dezember 2011
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