Die Wiederentdeckung des Novellisten Leopold Schefer und seiner grandiosen Schilderung von Naturkatastrophen verdanken wir Arno Schmidt. Mit der im Sommer 2004 erscheinenden Auswahl von zweiundvierzig Liedern und Gesängen, je zur Hälfte einem Originaldruck von 1813 und dem handschriftlichen Nachlaß entnommen, wird auch der Musiker Leopold Schefer wieder faßbar. Schefers Wirkungsfeld war Muskau an der Neiße. Dort war er Generalinspektor des Fürsten Pückler; und von dort trat er 1816 seine Weltfahrt in die Levante an. Von 1819 an hat er in dem oberlausitzischen Residenzstädtchen ein familienväterliches Biedermeierdasein geführt. Leopold Schefers musikalischer Nachlaß enthält Streichquartette, seinen Töchtern gewidmete vierhändige Klaviersonaten, Glasharmonika-Stücke und eine Sinfonie. Die vorliegende Auswahl beschränkt sich auf das knappe Jahrzehnt, in dem Schefers schwankende musikalische Produktivität ins Geniale ragt. Von 1805 bis 1814 schuf der Autodidakt ein beachtliches Liedwerk. Sein Zyklus »Um dich weint meine Seele« (1805) nimmt den romantischen Typus des Liederkreises vorweg. In den Gesängen von 1809 an, schwärmerischen Zeugnissen einer Liebe über Standesgrenzen hinweg, klingt schon der reife Schubert an. 1814 erlischt Schefers Lieder-Raptus: Die Geliebte, Komtesse Agnes Pückler, war standesgemäß verheiratet worden. Im Alter erreicht der Dichterkomponist mit drei Gesängen von Tod und Trauer noch einmal die Intensität seines musikalischen Jugendwerks.
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