Turing + Eliza

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Turing + Eliza

Turing-Test

Ein Computer ist dann intelligent, wenn er Aufgaben so bewältigt, daß ein Mensch dies als intelligente Leistung bewertet. Computer selber verhalten sich aber nur in Abhängigkeit von ihrer Programmierung.

Unter der Prämisse, daß Menschen sich selbst intelligent verhalten, ist ein Computerprogramm dann intelligent, wenn es sich wie ein Mensch verhält, also sein Verhalten von dem eines Menschen nicht unterscheidbar ist.

Dieses Kriterium wählte Alan M. Turing für den nach ihm benannten Test, der denkbar einfach ist. Ein Experte muß entscheiden, ob eine bestimmte Leistung von einem Computer oder einem Menschen erbracht wurde. Kann er dies nicht, so besitzt der Computer diese geistige Fähigkeit ebenso wie der Mensch.

[Alan Mathison Turing, 1912–1954]

(Dank an Andrea Kiesel mit ihrer Arbeit »Künstliche Intelligenz« aus dem Seminar »Konnektionistische Modelle« im WS 1995/96 an der Universität Würzburg)


ELIZA

Eigentlich glaubte Joseph Weizenbaum 1966, mit diesem Programm eine bestimmte Argumentationsweise der Psychotherapeuten gegenüber ihren Probanden parodieren zu können.

Er sollte sich irren. In den Tests vertrauten viele Probanden ELIZA ihre Probleme an, obwohl sie wußten, daß es sich nur um eine Maschine handelt. Auch heute noch versuchen ernstzunehmende Menschen, über die Eingabe umgangssprachlicher Sätze, ELIZA in die Irre zu führen. Dabei kann es sich um keine Dialog-Situation handeln. Dieses Phänomen – ELIZA-Effekt – hatte Weizenbaum sehr nachhaltig beschäftigt, zumal auch Berufspsychologen in dieser Maschine mehr sahen oder sehen wollten als sie hergab. Trotz seiner Mitarbeit in der Künstlichen Intelligenz am Massachusetts Institute of Technologie M.I.T., beschloß er, vor der Leichtgläubigkeit gegenüber Computern zu warnen (»Computer Power and Human Reason«). Es ist jedoch unwahrscheinlich, daß seine Warnungen Gehör finden werden und die emsigen Entwicklungen aufhalten.

Das therapeutische Verfahren beruht darauf, sich möglichst nicht komplex inhaltlich zu dem zu äußern, was der Proband von sich gibt. Dieser soll nur zum Reden motiviert werden. Da natürlich die Psychologie den Einzelnen in einer strengen Abhängigkeit seiner Bezugspersonen sieht, dürfen Schlüssel-Begriffe wie »Vater«, »Mutter« etc. verwendet werden, um den Probanden auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das Verfahren ist also bewußt mechanisch. Interessanterweise funktioniert es – vielleicht etwas zu selbstverständlich. Normale Umgangsfomen gehören auch dazu, so darf ELIZA bei einem Hallo auch »Hallo« zurücksagen.

ELIZA versteht nichts. Sie sucht einfach nur Worte heraus. Lassen die sich über eine Tabelle und einen Zufallsgenerator einer Standard-Phrase zuordnen, wird letztere ausgegeben. Diese Tabelle stellt die Wissensbasis von ELIZA dar, und kann beliebig verändert werden.

ELIZA sagt nichts über die Künstliche Intelligenz aus, aber vielleicht eher etwas über unsere Selbstverständlichkeiten vom Bild des Anderen. Für die Kommunikationstheorie dürfte dieses anschauliche Beispiel zeigen, wie wenig nötig ist, um eine scheinbare Dialogsituation zu erzeugen. Es ist oft nur die Macht der Gewohnheit, die uns reden läßt. Deutlich zeigt sich aber, daß nicht der gemeinsame Konsens über irgendetwas die Grundlage eines Gespräches sein muß. Es genügt das rituale Verhalten, ähnlich der Standard-Antworten auf die Frage nach dem Wohlbefinden.

(Dank an die Internet-AG am Philosophischen Seminar der Universität Hamburg)


       
 

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