Re: hass auf sonette


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Abgeschickt von Robert Wohlleben am 25 Dezember, 2000 um 14:19:19

Antwort auf: hass auf sonette von Andreas Sieveking am 24 Dezember, 2000 um 13:41:02:

Lieber Andreas Sieveking!

Mit Ihrem "Haß-Sonett" begeben Sie sich ja in durchaus respektable Gesellschaft. Da denk ich schon mal an Robert Gernhardt und seine

«Materialien zu einer Kritik der bekanntesten Gedichtform italienischen Ursprungs»:

Sonette find ich sowas von beschissen,
so eng, rigide, irgendwie nicht gut;
es macht mich ehrlich richtig krank zu wissen,
daß wer Sonette schreibt. Daß wer den Mut

hat, heute noch so'n dumpfen Scheiß zu bauen;
allein der Fakt, daß so ein Typ das tut,
kann mir in echt den ganzen Tag versauen.
Ich hab da eine Sperre. Und die Wut

darüber, daß so'n abgefuckter Kacker
mich mittels seiner Wichserein blockiert,
schafft in mir Aggressionen auf den Macker.

Ich tick nicht, was das Arschloch motiviert.
Ich tick es echt nicht. Und wills echt nicht wissen:
Ich find Sonette unheimlich beschissen.

[(C) bei Robert Gernhardt! ... Ich glaub, ich darf mir das Sonett an dieser Stelle hier ausleihen, weil ich meinerseits ihm meinen Titel "Ohne Herz kein Schmerz" freigebe.]

Ein HÜBSCHES Spiel mit "Form" + "Inhalt". Ähnliches wohl auch bei F. W. Bernstein. Und ganz sicher - ich habe nicht geforscht - bei manchen Andren.

Lothar Klünner ist so Einer. Sein "Den Sonettisten" gewidmetes Sonett war Anstoß für einen zwischen ihm und Klaus M. Rarisch sich vehement entspinnenden Streit in Sonetten.

Mit einem inneren Widerspruch kommt ja auch Ihr Sonett daher: Für das, was es sagen soll, für den Sinn also, ist das Sonett die einzig mögliche Form (anders wärs witzlos) ... Form + Inhalt also grade NICHT getrennt.

GRUSS! Ihr Robert Wohlleben



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