Re: Perseus und Medusa


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Abgeschickt von ZaunköniG am 09 Februar, 2004 um 17:56:25

Antwort auf: Re: Perseus und Medusa von Franz Ö. Erwein am 09 Februar, 2004 um 11:54:04:

Na, das war doch gar nicht so kurz.
Daß man die ein oder andere Zeile so oder so betonen kann ist mir klar, gerade auch nach Ihrer Eingangskritik. Daß Sie aber kein einziges fehlerfreies Sonett gefunden haben, macht mich dann doch etwas stutzig. Vielleicht doch ein paar Worte zur Form:

Ich nehme an, daß Sie vom Schlegelschen Typ als der Idealform sprechen mit der Verszeile

- o - o - o - o - o -

die mit unbetonter Silbe beginnt und endet. Das ist klassisches Dramenmaß und sicher normativ für viele Sonettisten nach Schlegel. Er klingt auch wohlgefällig, sofern Sinn und Form in Einklang stehen; soll heißen, wenn die Satzenden mit den Versenden auch übereinstimmen. Der Satz klingt leicht an und wird vom Rythmus getragen bis er am Versende wieder weich ausklingt. Wenn der Satz aber über das Zeilenende hinausgeht wird der Rhythmus durch zwei aufeinanderfolgende Senkungen aufgebrochen, meist ohne, daß es seine Berechtigung in der Satzstruktur fände. Viele Sonettisten meiden, ich nehme an deshalb, solche Enjambements. Ich möchte aber nicht verzichten, weil ein klomplexer Gedankengang mitunter leichter in längeren Sätzen darzustellen ist. Zudem läßt sich grammatikalisch nicht jedes schöne Reimwort ohne weiteres auch an ein Satzende pressen. Ein durch viele strenge Sonette konditionierter Leser mag dort ins stolpern kommen, aber der übers Zeilenende hinauslaufende Rhythmus, also, nach einer weichen Endung in der nächsen Zeile mit betonter Silbe weiterzuschreiben
ist durchaus eine bewußte Entscheidung.

Zwar werde ich auch diesem eigenen Anspruch nicht überall gerecht, aber so ganz egal ist mir die Form durchaus nicht.

Mein Sonett an den Orthodoxen Sonettisten, ging übrigens an die Puristen, die nur den Fünfhebigen Jambus akzeptieren. Ich denke daß vier, oder sechshebige Zeilen auch daktylische nicht bloß unterschiedlich lang sind, sondern auch eine andere Stimmung transpotieren können. So wirkt ein Vierheber engagierter, vielleicht auch pathetischer, längere Zeilen dagegen eher lakonisch oder elegisch. Den Rythmus möchte ich dem Dichter gern freistellen, wenn er den selbstgewählten dann auch durchhält. Zeilen stark unterschiedlicher Länge oder freie Verse, wie bei Rilkes Sonetten an Orpheus, halte aber auch ich für unsonettisch.
(Trotzdem schöne Gedichte)

Warum es ein Kranz sein mußte?
Sicher spielt auch handwerklicher Ehrgeiz eine Rolle, so wie bei manch anderem Kabinettstückchen, das mitunter nur aus der Form erwächst, aber ich halte den Kranz auch für angemessen. Manche Themen brauchen eben etwas mehr Platz als ein einzelnes Sonett. Mein Kranz mag Längen haben (Obgleich ich andere Favoriten Habe als die von Ihnen zitierten) aber was wäre die Alternative, wenn der Stoff nur für 10 oder zwölf reicht? Ein Zyklus nur inhaltlich zusammenhängender Gedichte? Das habe ich auch schon versucht, aber wie ich meine, mit schlechterem Ergebnis.

Da, wo Sie fürchten, daß ein Thema zu breit ausgewalzt wird, sehe ich eher die Gefahr daß die Geschichte zerfasert. Die strenge Form zwingt mich auch inhaltlich zu Disziplin. Der Rote Faden, gesponnen aus den Anfangs- und Schlußzeilen läßt mich immer wieder sicher zum Thema zurückfinden.


Liebe Grüße: ZaunköniG





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