Gott, Satan, Adam und die Tiere


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Abgeschickt von Frank Walter am 29 Oktober, 2004 um 02:58:18

Gott, Satan, Adam und die Tiere

Der Geist ist Dichtungsgleichnis der Verrückten.
Sie fallen halt dem Gotteswort anheim.
Die von dem Zu-Banalen weit Entrückten
Erschaffen sich die Welt mit Strophenleim.

„Wie geht dies zu?“, fragt gleich ein Noch-Banaler.
Als Antwort lasse ich den Mythos sprechen.
Schon in den Midrashim gab’s Märchenmaler
Mit Bildern, die das Innere aufbrechen.

Das heißt, nicht aus dem Archetypensumpf,
Aus psychoider Schicht empor gesprossen,
Nein, nein, aus den Erfahrungen, die dumpf
Erlebt, geschaut, gehört, gefühlt, genossen

Und dann in Worte eingepackt verbleiben
Und unser Hirn in einen Hochmut treiben.


Liest man die Midrashim, dann klärt sich auf,
Wieso der Teufel in der Tiefe sitzt.
Der unbekannte Dichter schien gut drauf,
So schaut nun, wie’s in seiner Erbse blitzt

Und donnernd urgewaltig Weisheit sprüht:
Da stand der Gott und stand auf seinen Hacken.
Er hatte – stolz in seiner Macht erglüht –
Die Glorie, den Strahlenkranz mit Zacken.

Aus diesen Zacken schuf er alle Engel.
Dann - kreativ wie Götter sind – die Welt,
Die Pflanzen, Tiere und den einen Bengel,
Dem er den Namen Adam zugesellt.

Das ist hebräisch, heißt auf Deutsch: aus Staub.
Der war nicht blind und glaubt mir, auch nicht taub!


Und Gott war stolz auf dieses letzte Werk.
So pfiff er allen Engeln, die dort schwirrten
Und sprach zu ihnen: „Beugt euch vor dem Zwerg,
Erweist ihm Ehre, dem noch leicht Verwirrten!“

Fast alle Engel wollten sich verbeugen,
Doch einer war der Oppositionelle.
Und das war Satan und er sprach vor Zeugen:
„Wir stammen doch aus deiner Strahlenquelle.

Vor diesem Staubgebornen sollen wir
In Demut kriechen? – Wir sind doch zu edel!“
- „Um den IQ zu testen, schlag ich dir
Und Adam vor: Ich prüfe eure Schädel.

Den Test gewinnt, wer alle Tiere kennt,
Das heißt, wer sie bei rechtem Namen nennt.“


Da stand er dumm, Herr Satan, im Versagen.
Nicht eines konnte er davon benennen.
Dem Adam aber steckte Gott durch Fragen
Die Namen zu, der konnte sie erkennen.

Da half kein Zürnen und kein Klagen mehr.
Der Satan war durch diese List geschlagen.
So geht es allen, die sich kreuz und quer
Im Geist verrennen über ihrem Kragen!

Denn wer nicht mal die Tiere kennt, die Wesen,
Das heißt Instinkte im Sympathicus,,
Der kann noch hunderttausend Bücher lesen,
Die Weisheit bleibt ihm immer im Verschluss.

Den Selbstverdruss, den Faust nicht überwandt,
Den malte er sich selber an die Wand.


Solang sich eitle Menschen weise glauben,
Mit Einblick in Akaschachronikwissen,
Mit Farbenlehren, die die Nerven rauben,
Sich gnostisch betten in ein Hopfenkissen,

Solang es dunkel dünkelt in der Stirn
Mit Transzendentem ins Gehirn geschissen
Und sich Mephisto einschleicht in das Hirn,
Solange bleibt der Mensch entzweigerissen.

Vorm Dichter jener Midrashim verbeuge
Ich sanft das Haupt, er wusste viel vom Leben
Und was den Geist erschafft, und ich als Zeuge
Bestätige, dass jedes Aufwärtsstreben,

Das uns vom Tierreich trennt, zum Menschen macht,
Durch überwundne Eitelkeit erwacht.


Jawohl, aus Schmutz und Staub sind wir gemacht
Und nicht aus einem hellen Strahlenzacken.
„Im Anfang war das Wort“, hat wer gelacht?
Ich würde auf solch Weisheit schelmisch kacken,

Wenn in ihr nicht die Wahrheit läge, die
Mich stets als Dichter zu begeistern hat.
Es ist die Macht der Sprache, die wohl nie
Ergründbar ist, und dann an ihrer statt?

Ich wüsste nicht, den Logos zu ersetzen.
Da sind wir wieder mal beim Lieben Gott.
Ich bin kein Ketzer nicht und will nicht hetzen,
Ich meine es doch gut, ganz ohne Spott!

Und klugzuscheißen liegt mir wirklich fern.
So glaubt mir doch, ich hab die Menschen gern!




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