... Im III. Programm der Nordkette (NDR, RB, SFB) wird unter dem Titel »Autorscooter« regelmäßig eine Sendung gezeigt, in der bekannte Autoren sowohl miteinander wie auch mit dem im Studio anwesenden Publikum diskutieren und schließlich auch telefonisch eingereichte Zuschauerfragen beantworten sollen. Im Herbst 1979 diskutierten dort Hans Wemer Richter, Günter Grass und Fritz J. Raddatz über die Gruppe 47, obwohl die ja eigentlich nur noch für Nekrologe gut sein dürfte. Meine Frau stellte telefonisch die Frage, was Richter zum wenig bekannten Urteil Richard Huelsenbecks zu sagen habe, die Gruppe 47 sei die literarische Waffen-SS. Der Dadaist und Psychiater Huelsenbeck mußte nach 1933 vor Hitler nach New York emigrieren; er wußte, wovon er sprach. Als der Zettel mit der Frage auf die Bühne gereicht und Grass in die Hand gegeben wurde, runzelte der nur die Stim, schnitt eine Grimasse und schnappte den Zettel mit dem Zeigefinger verächtlich auf den Boden. Nur eine einzige verfängliche Telefonfrage kam in der ganzen Sendung zur Sprache: Ob es zuträfe, daß die Gruppe 47 die in der Nazizeit emigrierten deutschen Autoren nach dem Kriege verdrängt habe. Richters skandalöse Antwort: Verdrängen könne man nur das Verdrängenswerte! Am Schluß der Sendung behauptete Raddatz, leider sei aus dem im Studio anwesenden Publikum überhaupt keine Frage gekommen, worauf sich Buh-Geschrei aus dem Hintergrund erhob: Also, hatte man sich vorher im Auditorium durchaus zu Wort gemeldet. Das aber war für die Zuschauer am Bildschirm wegen der »guten« Kameraführung nicht zu erkennen gewesen. So manipulieren deutsche Massenmedien im Zeichen der »Mafia« ...
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