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Von Pol zu Pol
Nonsensverse mit Sinn über das Wetter

Dichterisch aufgegriffen endlich einmal: das Sauwetter, über das geklagt wird, so weit der Erdball reicht. Probatestes Stilmittel bei diesem Thema: der Nonsens-Vers. Der Berliner Autor Klaus M. Rarisch reimt den Atlas durch, daß sich die Balken biegen, und seinen Verleger Wohlleben hat es mitgerissen; ebenso den Sohn des Kleinverlegers, durch den dann auch zuweilen ein Klang Jugendsprache in die Angelegenheit gerät, die sich etwa zwischen Dada und Bierzeitung spannt.

Nun ja, das Wetter. Es scheint unerschöpflich. Auf den Azoren wird es geboren, in Niedersachsen kann es wachsen, und in Serbien legt es sich zum Sterbien. Zu Odenwald (kalt) und Wilster Marsch würden jedem Nonsens-Literaturfreund zur Not noch selbst Reime einfallen, aber erst bei den kniffligen Orten und Gegenden triumphiert Rarisch, dem man dann den Nachlaßverwalter des Werks von Arno Holz anmerkt. Pfeift etwa hohl der Wind von Pol zu Pol – »Er pfeift noch hohler / in Angola«. »Vorm Matsch flieh«, rät Rarisch, »aus Karatschi«, fügt aber gleich hinzu: »Doch es matscht, what a pity, auch in Mexico City« und warnt alsogleich: »Noch viel dreckiger / matscht es in Civitavecchia.«

546 Zweizeiler, gute und haarsträubende (letztere die besten), machen selbst in Amsterdam, wie zu lesen, die Hamster klamm, und man mag es bedauern, daß, wie der Typograph Teschau im Nachwort schreibt, die ausgesprochenen Kalauer, so ein Reim »Pulver- und Bleiblitz« auf »Gleiwitz«, glatt herausgeworfen wurden. Es sind genug dringeblieben.

Auch auf Verbindungen zur klassischen deutschen Literatur wird verwiesen – »Bedecke deinen Himmel, Zeus / mit Wolkendunst« –, und im Vorwort meint Dr. Kaufeld vom Seewetteramt Hamburg, schlechtes Wetter sei besser als gar keines. Im übrigen hat der letzte Sommer ja die Wahrheit eines meiner Lieblingsverse dieser Anti-Anthologie bewiesen: »Am besten wir bleiben nur noch drinnen / wie die Finnen.«

H. O.

DER TAGESSPIEGEL, 27.3.1988

     
  Heinz Ohff bei fulgura frango