Dr. Walter Münz (Bayerischer Rundfunk) schreibt unterm 13. Februar 2006 am Klaus M. Rarisch:
[Bei genauerem Lesen] geht einem Menschen, der noch an altmodische Bildungskanones glaubt, [
] viel durch den Kopf. Das eine sind die Erschwernisse, die der Sprache zuteil werden müssen, damit sie nicht verwahrlost. Dieses Prinzip ist das ganze Buch hindurch erkennbar, angefangen von der beiderseits angestrebten zusätzlichen Erschwernis des Reimschemas. Man kennt dies vom Piano: die Valeurs einer mit der linken Hand getrillerten None/Dezime sind andere, als wenn die minderbeschäftigte rechte Hand helfend eingreift. Das andere: man kann Nietzsches Dictum, der Dramatiker sei böse, je nach Rancune für andere Literaturgattungen fortsetzen, bis hin zu der wohlfeilen, auf die heute gängige Produktion gestützten Erkenntnis, der Lyriker sei dialogunfähig (dass die per Email versandten Herzenswallungen neuerdings das lyrische Du wieder entdecken, steht auf einem anderen Blatt). Wer in der Literaturszene Sängerkriege fast nur noch in Form Einstweiliger Verfügungen erlebt, der bedauert in einer immer friedloseren Welt, wie sehr dem Geistigen das agonale Prinzip verloren gegangen ist wahrscheinlich herrscht hier eine Art Reziprozität, die der Selbstbestätigung im freundschaftlichen Kräftemessen misstraut. Was dagegen in Ihrer Publikation im Dialog und in den Einreden geäußert wird, ist im besten Sinne ungeschützt, kann also bei der im Nachwort erwähnten Wahl des schönsten deutschen Wortes eo ipso nicht mithalten; aber lehrt scheinbar absichtslos viel über den Zustand unserer Gesellschaft auch jenseits der unscharfen Bundestagswahl.
Gratulor.
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