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Schweigen und Hoffen
 

Mein Liebster weiß nie, wann er wieder Lust hat,
ansonsten ist er wirklich kerngesund,
sobald er Lust hat, tut er es mir kund,
so daß ich’s weiß, kaum daß er es gewußt hat.

Zu andern Zeiten, wenn er gerade Frust hat,
bleibt er verschwunden, wie im Untergrund,
um plötzlich wieder aufzutauchen und
um so zu tun, als ob er das gemußt hat.

Sein Gehn und Kommen findet selbstbewußt statt,
wir haben schließlich keinen Lebensbund
und weder Haus noch Garten, Katz noch Hund.

Ich habe diesen ständigen Verlust satt,
das Schweigen, Hoffen, diesen ganzen Schund,
doch ist er nun mal göttlich, wenn er Lust hat!

*
Meiendorfer Druck Nr. 57
(2007)

Ina Paul
Vertrackte Liebe!
Vierzehn Sonette

16 Seiten Oktav ohne Umschlag (100 Exemplare)

Ina Paul läßt ihre Sonette an und durch nicht unvertraute Irrungen, Wirrungen streifen. Dennoch teilt ihr Parlando geradezu tanzende Gelassenheit mit. Herbert Laschet Toussaint (HEL) notiert: »Sonette wie Chansons, naturgereimt sozusagen.«
Die zwei Stunden nach Mitternacht sind ihre Sonettzeit: »die eine Zeile, die angeflogen kommen muß, damit ein Sonett entstehen kann, kommt fast immer nur in diesen Nachtstunden angeflogen, keine Ahnung, warum. Aber daß ich dann in einer solchen Nacht (meistens) nicht aufhören kann, ehe das Sonett fertig ist, das weiß ich.« So schreibt Ina Paul im Konkursbuch 44 (2006). Dann auch: »Bei den Sonetten, nachdem die eine, erste Zeile da ist, ist der große Rest (die übrigen dreizehn Zeilen) Arbeit. Dabei hilft die feste, strenge Form, die zugleich Herausforderung ist …« Und zu den Reimen: »unter Vermeidung von Herz-Schmerz natürlich«.



 


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