Das Ehrenmal an der Kleinen Alster, das der Staat 1932 den Opfern des Ersten Weltkrieges gesetzt hatte, erhielt am Dammtordamm sein militaristisches Gegenstück nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten: Sie ermöglichten es dem Traditionsverein des in Hamburg stationierten 76. Infanterieregiments, ein eigenes Gefallenendenkmal zu realisieren. Nach einem Wettbewerb 1934 wurde bis 1936 der Entwurf von Richard Kuöhl ausgeführt. Ein mächtiger, muschelkalkverkleideter Quader wird durch das flache Relief der Hamburger Wappen-Türme als Stadtsymbol deklariert, umzogen von einer Kolonne im Gleichschritt marschierender Soldaten. Ernst und Trauer, die man in der Menschendarstellung spüren mag, werden durch die Worte von Alfred Lersch »Deutschland muß leben, und wenn wir sterben müssen« und durch die Bezeichnung der Schlachten auf der benachbarten Inschrifttafel als »Großtaten der Vergangenheit« und »Brückenpfeiler der Zukunft« entlarvt: Hier wurde propagandistisch der Krieg vorbereitet, dessen Opfer zum Anlaß neuer Inschriften wurden.
1985 wurde der erste Teil eines interpretierenden Gegendenkmals von Alfred Hrdlicka aufgestellt: Dem Kriegsdenkmal ist das Denkmal der Opfer von Krieg und Faschismus konfrontiert, künstlerisch sensibel und zugleich grauenerregend in der Vergegenwärtigung von Gewalt, Feuer, Tod (die Bronzewand Feuersturm bezieht sich auf die Luftangriffe vom Juli 1943, die Marmorplastik Cap Arcona erinnert an die KZ-Häftlinge, die mit diesem Schiff kurz vor Kriegsende untergegangen sind). Die Provokation bleibt dennoch bestehen: Die Aussage des Kriegsklotzes ist trivialer und bleibt wirksam.
Hermann Hipp: Freie und Hansestadt Hamburg. Geschichte, Kultur und Stadtbaukunst an Elbe und Alster. (DuMont Kunst-Reiseführer.) 2. Aufl. Köln: DuMont 1990, S. 209 f. |