Weinmond 1
Die Krähen tun, als wär der Herbst noch heil,
auf ihren überstürzten, schwarzen Flügen.
Sie wollen von der Wintersaat ihr Teil.
Das Feuer straft die Nebelschwaden Lügen.
Schon Worte werden in der kalten Luft
zu Rauch, kein Südwind bringt sie mehr zum Klingen.
Nicht nur der Acker, der nach Winter ruft,
nicht nur der späte Wein will nicht gelingen.
Cherem, ihr Krähen, Gott allein hat Schuld,
der Herr des Kreises wird nicht widerrufen.
So bittet denn euch selber um Geduld,
nicht die, die immerfort das gleiche schufen.
Es ist der Trog, aus dem wir alle saufen,
nicht erst seit Erntemond am Überlaufen.
Aus dem Sonettenring »Weinmond«
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