Weinmond 15
Die Krähen tun, als wär der Herbst noch heil,
nicht erst seit Erntemond am Überlaufen.
Der Nachtfrost friert die Häuserwände steil.
Wer Geld hat, geht, ein bißchen Leben kaufen.
Die faule Blätterflut drängt aus dem Wald.
Der Himmel starrt. Ach würde es doch schneien.
Um jetzt zu schlafen, ist die Angst zu alt.
Wer träumt, muß sich zu hohen Zinsen leihen.
Schließ, was du kannst, mach es mit Riegeln schwer.
Und laß im Fenster nicht die Kerze brennen.
Wer sagt, es gebe keine Wölfe mehr,
weiß nicht, daß ihn die Hunde lange kennen.
Bedeck die Gräber, stelle Wachen auf.
Sind deine Nachbarn bei den Gaffern lauf!
Aus dem Sonettenring »Weinmond«
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