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fragt Robert Wohlleben am 8. V. 2008

Hans Müller

31.html (Salon 286)
Abgeschickt von Hans Müller am 22 Februar, 2001 um 18:07:02

    hunger-sonett

    das warme wasser bunter badewannen
    als mittelpunkt von uns’rer schönen welt,
    wo matt wir liegen; milch und honig quellt
    aus greifbar-handlichen, genormten kannen;

    und überzuckerte genüsse spannen
    ein parfümiertes, rosarotes zelt –
    zu schöne klänge plätschern, wie bestellt,
    durch taube ohren, weiter, und von dannen.

    so zäh fliesst unser angenehmes leben –
    wir treiben mit, auf prallgefüllten bäuchen,
    und lullen uns in wohligem behagen;

    vielleicht wird eine müde seele sich regen,
    erkennend: es gibt nichts mehr zu erreichen –
    und sagen: »ich will wieder hunger haben!«

32.html (Salon 302)
Abgeschickt von Hans Müller am 22 Februar, 2001 um 18:48:52

    sonettierender hiphop-mc

    yo, hier komm ich, der typ, der lyrisch alles kann
    und bring euch hier und jetzt die neueste palette
    beweis mein können und verfasse nun sonette,
    und kein flachwichser kommt an mich genug heran

    um mich eventuell zu dissen, ha! denn dann
    dann ich bring reime krass und in endloser kette
    die sind kein bißchen dünn; sind alles dicke, fette
    und mitleid hab ich keins als dichtender tyrann

    aha aha aha – ich rock durch die terzette
    und rapp’ nun wider ruhm und aller etikette
    und sehe keinen mehr – sind alle auffem run

    sie flüchten klar vor mir, ich rauch ’ne zigarette
    sie fürchten mein niveau und meine silhouette
    weshalb ich endlich jetzt das texten stoppen kann

58.html (Salon 303)
undichter dichter
Abgeschickt von Hans Müller am 14 Mai, 2001 um 16:59:24
Antwort auf: Dichter von Uwe Haubenreißer am 25 April, 2001 um 19:23:22

mal ganz tenzonös:

    undichter

    wer sich für intellektuell hält, sagen
    wir, einer von den »kunst ist ALLES«-jungen,
    nun, der erlebt zig götterdämmerungen,
    bei buddeleien in sprach-sarkophagen;

    begeht (poetisch) vergewaltigungen,
    beim »nach-bereits-erlegter-lyrik-jagen«,
    säuft sich dann ein geschwür in seinen magen –
    und findet geil, was größtenteils misslungen.

    dies sind die pseudo-avantgarde-autoren,
    die, statt nach neuem jagdterrain zu spähen,
    in frühromantischen gefilden schmoren,

    mit schaffung von – äh! – nonarimen blähen,
    obwohl sie als poetik-plagiatoren,
    epigonal auf toten äckern sähen.

63.html (Salon 304)
Abgeschickt von Hans Müller am 07 Juni, 2001 um 13:33:01
Antwort auf: Kritikaster! von U. Haubenreißer am 07 Juni, 2001 um 01:52:46

    der kritiker undichter dichter
    (oder: warum’s kritik nötiger denn je hat)

    was hirnst du rum mit superficial-vagen
    kritik-betreffenden beschuldigungen?
    juroren, das sind die, die notgedrungen
    – da sodomisten pegasi gern plagen –

    das arme vieh beschützen – denn durchdrungen
    ist lyrik (von genf bis nach kopenhagen)
    von reim-verspielten, pseudo-künstler-blagen! –
    da braucht’s kritikbedingte züchtigungen!

    denn du! – mit steputatischen sponsoren,
    willst du in foren tenzonös rumoren,
    und kritikern zu gern das maul zunähen:

    schwingst reden, wie versierteste rhetoren,
    jedoch: fundieren die kritik lektoren,
    dann kannst du nur noch hilflos »äh-äh-ähen« …

67.html (Salon 305)
Abgeschickt von Hans Müller am 09 Juni, 2001 um 00:33:26
Antwort auf: Re: der kritiker undichter dichter von U. Haubenreißer am 07 Juni, 2001 um 20:38:30

    dem augenscheinlich sonettös verzagenden

    da bist Du sonettös wohl am verzagen –
    zumal formal die jenen doppelungen,
    bedeutungstechnisch schwere änderungen
    bewirken – somit hält’s sich wohl in waagen,

    und ist erlaubt; jedoch: die ausführungen
    (nun: Deinerseits!), entbehrn dem überragen,
    da augenscheinlich nun Dein reimwort-kragen,
    geplatzt ist … wo sind nur die halterungen …?

    ach was! der steputat ist kahlgeschoren,
    und Du schwitzt scheinbar schon aus allen poren,
    verstiegst Dich in zu hohen pyrenäen?

    verklebst nun fett mit prosa meine ohren,
    (da dein sonett wohl noch nicht ausgegoren …) –
    und MEIN sind die tenzonigen trophäen!!!

60.html (Salon 306)
Abgeschickt von Hans Müller am 16 Mai, 2001 um 12:46:22

    sonettierter schiß auf die metrik

    missacht’ ’nen anapästigeren titel,
    der fokus sei auf das quintett zu lenken,
    wo ein hiatus-reiches heben, senken,
    vervollkommt ein grellbuntes versgeknittel,

    mit drei bis acht gefüßten rhythmus-schütteln,
    »modern« genannter lyrik zum gedenken –
    trochäus, daktylus kannst du dir schenken;
    zu lang ist das entsprechende kapitel.

    und diese jammer-jammer-jambenzähler,
    – mit ihren sprach- und rhythmus-puzzleteilchen –
    sind alle bloß romantische pennäler:

    sonett, kanzone – liegt zurück, ein weilchen,
    die chance zur popularität wird schmäler,
    hat man den hang zu metrisierten zeilchen.

 

Rechte bei Raphael Biehl