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Frank Böhm
im Katalog zur Ausstellung
Hanno Edelmann
Jens Cords
Frank Böhm

«Herbstliche Festtage in Rahlstedt»
Oktober 1967
 

Frank Böhm: Herein! (1967)

Herein!

Später Reflex bei Robert Wohlleben

Frank Böhm: Aus dem Rahmen wachsende Vision (1967)

Aus dem Rahmen wachsende Vision



FRANK BÖHM

geb. 1936 in Königsberg (Ostpreußen)
Autodidakt
Ausstellungen in Hamburg und Wolfsburg

Frank Böhm ist zusammen mit Jens Cords maßgeblich an der Herausgabe der «Meiendorfer Beiträge» beteiligt. Dies Bemühen um ein Druckblatt, das Dichtung und Graphik vereint und in bestimmter Folge erscheint, ist bezeichnend für Böhms künstlerische Einstellung. Der Künstler, der sich nicht seiner Zeit stellt und nicht auf sie einzuwirken versucht, hat für ihn seine Daseinsberechtigung verloren. Selbst das Meditationsbild läßt er nicht gelten. Aggressiv hält er den Menschen ihr Bild vor, zerfurcht, zerrissen, zerfetzt und verunstaltet wie ihre Seele. Wer heute noch «schöne» Bilder malt, trägt die Sünde in die Kunst, weil er lügt. Die Farben auf seinen Ölbildern werden durch Weiß ausgebleicht, der Aquarellfarbe wird durch Hineinlaufenlassen schwarzer Tusche ihre Leuchtkraft genommen. Der blau-graue Aquarellgrund wird nur stimulierender Ausgangspunkt für Böhm. Auf ihm entwickelt er seine Linienzüge mit dem Zeichenstift, die sich irgendwo in der Mitte des Bildes wütend zu konzentrieren und hinter den aquarellierten Grund zu streben scheinen. Ja, selbst Themen aus der antiken Mythologie wie das von Tintoretto inspirierte Bild «Anna steigt aus der Wanne» werden dieser «Schönheitsdemontage» unterzogen. Und dann zeigt sich, daß Böhm seinen Spaß daran hat, und man könnte zunächst glauben, daß es ein böser Spaß ist, der der Lust am Zerstören entspringt. Aber da kommen auf seinen Bildern immer wieder Lebewesen über einen Horizont gekrochen. Sind es Menschen? Zerstörte Wesen, die ihr Leben noch nicht aufgegeben haben und eine Vitalität besitzen, die ihrer äußeren Versehrtheit widerspricht, lassen ahnen, daß Böhm gar nicht so aggressiv ist, wie er scheint, sondern letztlich so etwas feiert wie Vitalität und Behauptungswillen. Nicht umsonst schätzt er Samuel Beckett als großen Optimisten, und vielleicht erinnert vieles in Böhms Werk noch mehr an die späten Hörspiele Günter Eichs.

Heinz Seyfarth


48 Stranger, 1967, Öl
49 Meiendorfer Horizont oder mein schöner Untergrund, 1967, Öl
50 Herein!, 1967, Öl
51 Letaler Wohnungsbau, 1967, Aquarell und Zeichnung
52 Paar, 1967, Aquarell und Zeichnung
53 Verkramte Sphinx, 1967, Aquarell und Zeichnung
54 Auftritt, 1967, Aquarell und Zeichnung
55 Anna steigt aus der Wanne, 1967, Aquarell und Zeichnung
56 Meiendorfer Daphne, 1967, Aquarell und Zeichnung
57 Paar, 1967, Aquarell und Zeichnung
58 Aus dem Rahmen wachsende Vision, 1966, Aquarell und Zeichnung
59 Sing Out – oder Lore singt fürs Folk, 1967, Aquarell und Zeichnung
60 Heller Altar, 1964, Aquarell
61 Leiser Bruch, 1964, Aquarell
62 Kopfzerbrechen I, 1967, Feder und Blei
63 Kopfzerbrechen II, 1967, Feder und Blei
64 Paar oder der gestohlene Badeanzug, 1967, Feder und Blei
65 Schwierige Paarung, 1967, Feder und Blei
66 a Love’s Labour’s Lust: Die Werbung, 1966, Feder und Blei
66 b Love’s Labour’s Lust: Die Folgen, 1967, Feder und Blei
67 Nächtliche Landschaft, 1966, Federzeichnung
68 Nächtlich abgehängt, 1966, Federzeichnung
69 Bedrohter Spukvogel, 1966, Federzeichnung
70 Pest, o weiseste Sybille, 1966, Federzeichnung
71 Möglicherweise Cervantes, 1967, Federzeichnung