»Berg des Lebens«
aus Worten |
Arno Holz
Berg des Lebens
Ein Phantasusgedicht fürs Theater
Aus der Tragödie «Sonnenfinsternis»
Mit einem Augenzeugenbericht
von Robert Reß,
einer Zeichnung zum Thema von Frank Böhm
und einem Nachwort
herausgegeben von Robert Wohlleben
Meiendorfer Druck Nr. 5
Robert Wohlleben Verlag
Hamburg 1980
48 ungezählte Seiten
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Mit Paul Scheerbart, der ebenfalls 1863 geboren wurde, hat er gemeinsam, daß er einer der Ahnväter der Moderne ist, aber noch unverkennbar zum 19. Jahrhundert gehört; was er schrieb, ist phantastisch kühn und zugleich von schwitzend bierbäuchiger Monumentalität: Arno Holz ist gemeint, der aus der Mücke der »Phantasus«-Gedichte von 1898 einen lyrischen Elefanten von mit jeder Auflage zunehmendem Umfang machte, übrigens unter Einschluß des längsten Satzes, den wir aus der Weltliteratur kennen. Robert Wohlleben hat jetzt das Manuskript eines Monologs aus der Holzschen Tragödie »Sonnenfinsternis« ediert, eines Textes, der in der Mittelachsen-Anordnung der Zeilen der Struktur der »Phantasus«-Gedichte ähnelt und eine ausgreifende Expektoration des Bildhauers Hollrieder zum Inhalt hat: wie er sich nämlich die bildhauerische Darstellung der Totalität »Leben« vorstellt ... es sollen sich da natürlich, wie es sich die Freigeisterei zur Wilhelminischen Zeit vorstellte, unendlich viele Nackedeis bei orgiastisch verschlungener Tätigkeit tummeln. Holz Sprache aber schöpft aus dem vollen, ist wahrhaft »magmaflüssig«. Dem Text beigegeben ist neben einem editorischen und einem interpretierenden Nachwort Robert Wohllebens ein bisher unveröffentlichter Bericht von Robert Reß, einem Zeitgenossen und Freund von Holz, der sehr anschaulich beschreibt, wie Holz sozusagen Sprachschätze anhäufte, Vokabular zusammenschaufelte, das er dann konstruktiv und zugleich losgelassen, kalkuliert und überschwenglich anordnete: Fast wurden dabei Inhalte unwichtig, dafür die »Freisetzung von Wortschwärmen« das Ziel. »Berg des Lebens« heißt der Holzsche Text, mit einer Zeichnung von Frank Böhm als Meiendorfer Druck Nr. 5 erschienen im Robert Wohlleben Verlag Hamburg.
J. Dr.
Süddeutsche Zeitung, 17./18. 1. 1981
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