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Das Mutterherz

Von Albert Träger (1830–1912)

Am Ort, wo meine Wiege stand,
Hab’ ich ein Heiligtum,
Das geb ich nicht für Edelstein’,
Für Ehr und eitlen Ruhm.
Dort bin ich aller Sorgen frei,
Dort ruht es sich so süß.
O liebes treues Mutterherz,
Du bist mein Paradies.

Am Ort, wo meine Wiege stand,
Erblüht’ mein erstes Glück,
Drum zieht es mich aus weiter Fern
Nach diesem Ort zurück.
Ob ich auch heut nicht bei dir bin,
Ob ich dich auch verließ,
O liebes treues Mutterherz;
Du bist mein Paradies.

Am Ort, wo meine Wiege stand,
Möcht ich begraben sein,
Ihm möcht’ ich noch den letzten Blick,
Die letzte Träne weihn,
Dann ruh’ ich dort, wo einst ein Herz
Mit Wehmut mich entließ,
O liebes treues Mutterherz,
Du bist mein Paradies.

In seinem »Buch der Zeit« (erste Ausgabe 1886) spottet der junge Arno Holz tendenziell freundlich über den Gartenlaubendichter:

An Albert Träger

Du überschwemmst das ganze Land
als Mutterliederfabrikant
und bist, soviel du auch geschrieben,
immer ein kleines Kind geblieben.