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Abgeschickt von U. Haubenreißer am 07 Juni, 2001 um 01:52:46
Antwort auf: undichter dichter von Hans Müller am 14 Mai, 2001 um 16:59:24
Nach guter Weile, ohne Eile,
schwang Uwe die Tenzonen-Feile:
Die Kritikaster
Es war einmal
vor vielen, vielen Tagen,
Als noch der Barden hohes Lied erklungen
Die Jungen pfiffen, wie die Alten sungen
Und hielten sonst das Maul. Doch solch Betragen
Erwarte nicht, wenn heute du die Lungen
Zu hehrem Sange füllst. Denn willst du wagen,
Ein Stück aus ganzem Holze vorzutragen,
Ist schnell ein loser Deckel abgesprungen
Und aus der Unglücksbüchse der Pandoren
Entfleucht das Heer der Möchtegern-Juroren:
Sie zwirbeln ihren Mist wie Skarabäen,
Durchwühlen Hof und Garten unverfroren
Und ballern frech aus allen Schreibe-Rohren
Mit Stinkekugeln, dein Gedicht zu schmähen.
P.S.: Lieber Raphael, schicke mir doch beim nächsten Mal das Reimlexikon bitte gleich zurück dann kann ich auch schneller antworten! ;-)
Aber im Ernst: War eine harte Nuß, noch einmal auf die selben Reime zu dichten. Die schönsten Worte habe ich ja schon beim »Dichter« vernudelt
Herzliche Grüße!
Uwe Haubenreißer
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Abgeschickt von U. Haubenreißer am 07 Juni, 2001 um 02:01:31
Antwort auf: undichter dichter von r.b. am 14 Mai, 2001 um 16:59:24
Der Witz ist doch: da verbiegt man sich bei einem Gedicht um Reim und Vers und glaubt, es wird nichts mehr und plötzlich hat man noch soviel Material in der Tüte, daß man glatt drei daraus machen könnte
:-)
Solitär
Wer kühn zum Lichte sich emporgeschwungen,
Dem drohen auch die schlimmsten Niederlagen
Hat je in flaches Kraut ein Blitz geschlagen?
Doch mancher stolze Baum ward schon bezwungen,
Der es gewagt, dem Mittelmaße zu entragen.
Und fällte ihn kein Sturm, wird er verschlungen:
Durch Borkenritzen ist Geschmeiß gedrungen
Und will an Wurzel, Stamm und Ästen nagen.
Und doch ist jener noch nicht ganz verloren,
Dem stille Kraft und Dauer sich verschworen
Gehört er zu den Harten, zu den Zähen,
Mag das Gewürm an seinem Marke bohren:
Es werden viele Sommer ihn befloren,
Verbleibt nur Zeit, die Wunden zu vernähen.
Herzliche Grüße!
Uwe Reimausreizer
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Abgeschickt von Uwe Haubenreißer am 25 April, 2001 um 19:23:22
Der Dichter
Wen Hohes je in seinen Bann geschlagen,
Der faselt, schwätzet nicht in wirren Zungen,
Denn Klarheit hat und Maß er ausbedungen,
Um Großes groß und Schönes schön zu sagen.
Zum roten Moste, Keltern süß entsprungen,
Schafft ihm der herbe Wermut erst Behagen:
Er leert der Kelche Neige sonder Klagen
Und schlürft noch, was den Trestern abgerungen.
Was gölte ihm, der reinstem Sang erkoren,
Das Staubgezücht stupider Koryphäen?
Er gibt dem trägen Flügelgaul die Sporen
Zum forschen Ritt durch Jamben und Trochäen
Und schöpft aus den balsamischen Amphoren
Der Verse Ambra, bis ihn Schnitter mähen.
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