Zu www.fulgura.de mit Navigations-Kolumne

Louise Labé

    SONNET IX

    Tout aussitôt que je commence à prendre
    Dans le mol lit le repos désiré,
    Mon triste esprit, hors de moi retiré,
    S ’en va vers toi incontinent se rendre.

    Lors m ’est avis que dedans mon sein tendre
    Je tiens le bien où j ’ai tant aspiré,
    Et pour lequel j ’ai si haut soupiré
    Que de sanglots ai souvent cuidé fendre.

    Ô doux sommeil, ô nuit à moi heureuse!
    Plaisant repos plein de tanquillité,
    Continuez toutes les nuits mon songe;

    Et si jamais ma pauvre âme amoureuse
    Ne doit avoir de bien en vérité,
    Faites au moins qu ’elle en ait en mensonge.

     

267.html
Sonett – IX – von Louise Labé
Abgeschickt von Manfred Drewitz am 20 Januar, 2003 um 15:42:35

    – IX –

    Kaum habe ich zu schlummern angefangen,
    mich kaum ins weich gewünschte Bett gelegt,
    erhofft, was meinen armen Geist bewegt,
    nichts, als in deine Nähe zu gelangen.

    Seit ich begreif, was meine Brust umspannen,
    umseufzen kann und mich so sehr durchwebt,
    belebt das Schluchzen, das ins Atmen strebt,
    Gebilde, welche früher oft zerrannen.

    Oh, süßer Schlaf, oh, glücklich meine Nächte!
    Begehrte Sinnenruhe voller Stille,
    behüte alle Abende mein Träumen.

    Wenn nun, was meiner Liebe Ruhe brächte,
    dir nicht genehm ist, soll dein stolzer Wille
    sie so berührn, als würd sie nichts versäumen.

832.html
Abgeschickt von Frank Walter am 23 Maerz, 2004 um 14:51:27

    Nachdichtung Sonett IX von Louise Labé

    Sogleich, wenn ich im weichen Bett mich wende,
    Der Antwort, der ersehnten, nachzuspinnen,
    Zieht fort mein trauriges Gemüt von hinnen,
    Versammelt sich in dir, unkeusch mich sende.

    Seitdem ich Innres, Zartestes verschwende,
    Find ich das Glück, so sehr erhofft beim Sinnen,
    Um welches ich so sehr musst schreiend minnen,
    Dass mir die Seufzer teilten innre Wände.

    Oh süßer Dämmer, glücklich machst du, Nacht,
    So freundlich deine Antwort, voll Entspannen,
    Treibst mir mein Blut die ganze Nacht voran.

    Auch wenn’s mir armen Seele nie gebracht,
    Mich in der echten Liebe zu verrennen,
    Dann hat der Lügentraum es doch getan.

 

Rechte an der Übertragung bei Manfred Drewitz