Abgeschickt von Frank Walter am 15 Februar, 2003 um 23:10:34
Antwort auf: Es sind die Nächte von Manfred Drewitz am 10 Februar, 2003 um 23:48:43:
Hallo Herr Drewitz,
Sie hätten Bluessänger werden sollen!
Den mit "sonst", "Strom", "droht", "Optik", "Tod", "Verkohlte" und "wohl" quer durch das Gedicht gekreuzte Klageruf "oh" empfinde ich als sehr fein. Dies betrifft aber nur die klangliche Form (alles andere setze ich bei einem guten Sonett ohnehin voraus), denn der Inhalt (und das ist immer noch das Wichtigste) widerspricht ein wenig meinem Empfinden. Angesichts der (unbegreiflichen) Wirklichkeit sind nämlich die eigenen Gedanken über die (äußere) Wirklichkeit und die damit verbundenen Ängste nur Pippifax. Ich selber kann die (äußere) Welt, ohne dabei zynisch zu denken, nur hinnehmen. Eben dies hat mir an ihrer Melancholia so gut gefallen, denn in diesem Sonett sind keine moralinsauren Querverbindungen zu einer missratenen Gesellschaft vorhanden. Sie sprechen von sich selber und somit steht ihr eigenes Gefühl im Vordergrund und ist nacherlebbar, man spürt sofort, was Sie meinen.
Die Gedanken und Ängste in der Nacht, die Sie in der ersten Strophe von "Es sind die Nächte" ansprechen, kenne ich sehr genau. Ich empfinde sie selber aber nicht mehr als Bedrohung, sondern als den wertvollsten Schatz, den ich besitze. Hinter diesen Ängsten steckt die Wahrheit, die ich verstehen will. In Ihrer "Melancholia" haben sie davon mehr enthüllt als in den restlichen Strophen des anderen Sonetts.
Sind die "Macher" dieser Seiten nicht uninteressant?
Gruß, Frank