Bei all dem Gejage nach dem Neuen möchte man manchmal sagen: Lies doch mal zum Beispiel den Dadaisten Walter Serner, wenn du starke Prosa magst: »Der elfte Finger«, »Der Pfiff um die Ecke« oder »Der isabelle Hengst« heißen Bücher von ihm, und sie dürften noch lieferbar sein. Serner, das ist eine Facette der Erzählkunst unseres Jahrhunderts und nicht die schlechteste. Oder lies Klaus M. Rarisch, wenn dir nach den locker-flockigen Labergedichten der Siebziger und den assonierenden Reimereien der Achtziger der Sinn nach Form steht, nach einer der strengsten Formen, die die Dichtkunst kennt: das Sonett. (»Form ist Wollust«, heißt es in einem Gedicht des Expressionisten Ernst Stadler aus den Anfängen unseres Jahrhunderts.) Ich weiß: Rarischs Sammlung aus einem Vierteljahrhundert ist sicher in keiner Buchhandlung vorrätig und wohl auch in kaum einer Bibliothek. (»Wen interessiert das schon?« fragt man hier wie dort sofern man fragt.) So empfehle ich also gegen alle Konjunktur, gegen die Jahreszeit, die die leichte Urlaubslektüre fordert, gegen den Markt gegen alle Vernunft Klaus M. Rarisch: Die Geigerzähler hören auf zu ticken. Neunundneunzig Sonette mit einem Selbstkommentar. Robert Wohlleben Verlag, Hamburg 1990. Ganze 500 Exemplare wurden gedruckt. Hoffentlich ist noch eins für Sie da.
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