Badische Zeitung (Jörg Drews):
Wenn er in diesen Tagen wieder einen Ruhrpott-Krimi vorlegt, lässt er darin zwar den Kommissar Langensiepen aus »Anita« wieder agieren, aber wunderbar nachdenklich, melancholisch, zögerlich das ergibt einen philosophischen Roman.
Deutschlandradio Kultur (Lutz Bunk):
Der Roman ist ein wütender politischer Rundumschlag, vor allem, was die deutsche Geschichte und deren Verdrängung betrifft
bekennt sich explizit zum Pazifismus
verurteilt grundsätzlich Religionen als »Verdummungsmaschinerien«. Neben aller Agitation bleibt der Roman eine Art Krimi, schließlich soll die Queen entführt werden, also da ist Handlung, wird Spannung geschürt, man will wissen, wie es weitergeht. Lodemanns Sprache ist wie ein Spagat zwischen Comic und antikem Theater. Das ist schnurrig, skurril, manchmal umgangsprachlich Ruhrpott, oft sehr komisch, dann wieder pathetisch-poetisch im Heine-Stil, manchmal erstaunlich erotisch. Auf einen Nenner gebracht: Lodemann verfügt souverän und spielerisch über alle Möglichkeiten und Fassetten der deutschen Sprache, prägt ihr bewusst seinen Stil auf, verändert einfach Grammatik, schöpft neue Begrifflichkeiten wie die »Verdüsseldorfung der Bundesrepublik«. Seine Sprache, obwohl genuin, erinnert stark an die von Günter Grass: Lodemann ist einer der ganz großen deutschen Autoren.
Neue Ruhr Zeitung (Jens Dirksen):
Jürgen Lodemann bringt einmal mehr entlegene Enden von Welt-, Natur-, Literatur- und Ruhr-Geschichte zusammen: Irland und Burgwallbronn-Mineralwasser, Romantiker und die Judenverfolgung, Orchideenschwüle und den rauen Wind von Revolutionen, obendrauf noch Spott über ein Senfdorf an der Düssel
Revierdeutsch erklingt diesmal nur noch ganz selten, obwohl er das kann, der Lodemann. Und noch mehr kann er sehr erotische Szenen mit sehr zärtlichem Lächeln zeichnen. Auch dieser Langensiepen-Roman ist natürlich kein Krimi, sondern eine klug durchdachte, sehr eigene, sture, störrische, durchdringende Story vom Festhalten an Vernunft und Freiheit und Menschenmaß. Ein Revierroman eben.
Hammett-Krimibuchhandlung (Christian Koch):
Verschrobenheit auf hohem Niveau. Orchideen spielen eine Rolle, eine Königin aus England und natürlich diverse andere skurrile Gestalten. Also ein gewohnter Jürgen Lodemann? Nein, ich finde diesen Roman noch schräger und besser als die Vorgänger
Südwestrundfunk (Hans-Jörg Modlmayr):
In NORA schlägt Lodemann den Drachenzüchtern aller Zeiten ein Schnippchen, inszeniert im Orchideenhaus der Villa Hügel eine spektakuläre Entführung durch junge nordirische Aussteiger aus der Spirale von Gewalt und Gegengewalt. Es gilt, den Zauberbann der vergiftenden Ideologien zu brechen
Lodemann aktiviert seine Leser und Zuhörer durch seine erotisch-bezaubernde Sprachkunst.
Stuttgarter Zeitung (Ekkehart Rudolph):
erschien beim Assoverlag in Oberhausen, der neuerdings mit erfreulichen belletristischen Programmen hervortritt.
»Ehrfurcht vor der Einzigartigkeit Mensch. JEDES Menschen.« Das sind Kernsätze dieses Buchs, das offenbar bewusst nicht als Roman etikettiert ist.
Ein anspruchsvolles Buch, das die Erfahrungen und Erkenntnisse des nun siebzigjährigen Autors bündelt. Das liest man mit Respekt, auch nicht ohne Vergnügen an der originellen Fabel.
Badische Zeitung (Bettina Schulte):
Nora ist nicht nur ein Name. Nora ist ein Programm. Gegen die Macht und die zum Himmel (wo sie niemand hört) schreiende Ungerechtigkeit in der »Schlachthauswelt«. Aber auch gegen die Gewalt als Mittel zur Besserung. Nora steht für
den Heiner-Müller-Satz: »Es ist gut, eine Frau zu sein und kein Sieger«. Nora ist eine Reverenz an James Joyces Frau Nora Barnacle und, in Versalien, eine Abkürung für das IRA-Gegenmodell »No Republican Army« wie zugleich für »No Royal Army«. Eine weitere NORA-Version ist auf Deutsch zu haben: »Nie ohne radikale Aufklärung«.
und zum Glück ist Nora eine Figur aus Fleisch und Blut, eine Doktorandin der Philosophie mit Geist und Witz und weiteren Attributen, die jedem Mann zu Freude gereichen
durch Noras Verführungskünste betört
wandelt sich Langensiepen vom skeptischen »Rauskrieger« zum entflammten Mitmacher. Diesen Prozess schildert der Roman packend. Atmosphärische Dichte atmen die Passagen, in denen das Ruhrgebiet als Schauplatz ins Gesichtsfeld tritt
. Nora, der alte Heinrich Hertz, auch der zaudernde Langensiepen und mit ihnen, ist anzunehmen, Jürgen Lodemann werden nicht lockerlassen: als (den Menschen) Liebende, in welcher Form auch immer.
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