James Fenimore Cooper: |
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(Auszug) |
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Für mich war das Plakat von großem Nutzen, denn es gab mir den ersten überhaupt bisher erlangten Hinweis auf die Aufgabe, die in der kommenden Sitzungsperiode des Großen Rates zu erfüllen man von mir erwartete was schlicht darin bestand nachzuweisen, daß der Mond tags scheine und die Sonne nachts. Natürlich machte ich mich sofort gedanklich daran, die passenden Argumente aufzuspüren, mit denen sich diese ernste politische Hypothese wirksam stützen ließe. Das nächste Plakat galt
Danach begegnete mir dies:
Aber ich würde mein Manuskript mit nichts anderem vollschreiben, wollte ich auch nur den zehnten Teil der Lobsprüche und Beleidigungen, mit denen ein Gemeinwesen, für das wir doch bisher absolut Fremde waren, uns alle überhäufte. Ein einzelnes Beispiel für letzteres soll genügen:
Ich war natürlich ein wenig indigniert angesichts dieser unverschämten Kundgabe und wollte schon den erstbesten Passanten nach der Adresse von Mr. Wahrhaft fragen, als einer aus dem Nominierungskomitee der Waagerechten mich am Saum meines Fells faßte und ich überschüttet wurde mit Gratulationen, weil ich glücklich gewählt war. Erfolg ist ein herrliches Pflaster für alle Wunden, und ich vergaß tatsächlich, daß ich der Affäre mit dem Schaf und den unehelichen Kindern nachzugehen hatte. Ich versichere allerdings nach wie vor, daß der Schurke, der diese Verleumdung ausstreute, für seine Frechheit hätte büßen müssen, wäre ihm das Geschick weniger gnädig gewesen. Keine fünf Minuten hin, war Captain Poke an der Reihe. Auch ihm wurde in gehöriger Form gratuliert, denn wie es schien, hatte der »Immgranten-Part«, wie Noah dazu sagte, ***) tatsächlich auf beiden der konkurrierenden großen Listen einen Kandidaten durchgebracht. So weit stand alles zum besten, denn nachdem ich so lange in seiner Messe mit ihm zu Tisch gesessen hatte, gab es für mich nicht den geringsten Einwand dagegen, zusammen mit dem ehrbaren Robbenfänger im niederhupfschen Parlament zu sitzen. Unser beider Überraschung und, wie ich glaube hinzufügen zu dürfen, auch Entrüstung wurden aber dadurch ziemlich rege, daß uns kurz darauf eine herumgetragene Bekanntmachung mit der Programmfolge für den »Feierlichen Empfang des Wohlgeborenen Robert Smut« ins Auge fiel. Es schien, daß die Waagerechten und die Senkrechten, um die Tangentialen für sich zu gewinnen und einander zu übervorteilen, so viele unechte und undurchsichtige Wahlgänge durchgeführt hatten, daß dieser kleine Spitzbube tatsächlich das Wahlergebnis anführte! Ein politisches Phänomen, das in der niederhupfschen Geschichte der periodischen Kür der Klügsten und Besten allerdings keineswegs selten ist, wie ich später entdeckte. Es bedeutete ja allemal eine Steigerung der Anteilnahme bei der Ankunft in einem fremden Land, sich binnen ein und desselben Tages an fast allen Ecken der Hauptstadt sowohl in den Himmel gehoben als auch wüst beschimpft zu sehen sowie ins Parlament gewählt zu werden. Dennoch gestattete ich mir nicht, so weit begeistert noch so weit niedergeschlagen zu sein, daß ich nicht alles um mich herum beobachtet hätte, um so genau und so rasch wie möglich ein Verständnis für die Denkungsart, die Vorlieben, die Gewohnheiten, die Wünsche und die Bedürfnisse meiner Wähler zu gewinnen. *) [Fußnote des Erzählers:] Später entdeckte ich, daß dies in Niederhupf ein geläufiger Begriff war, unterschiedslos auf jeden brillentragenden Monikin angewandt. |
James Fenimore Cooper:
Die Monikins. Eine Mär
Übersetzt von Robert Wohlleben
Herausgegeben und per Nachwort kommentiert
von Christian Huck
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