MMM-Co. gibt so leicht nicht auf MEIENDORF (jhm). Was die MMM-Co. für eine Firma ist, dürfte wohl kaum ein »Brücke«-Leser auf Anhieb sagen können. Obwohl wir uns bereits des öfteren mit ihr beschäftigt haben. Mit der »Meiendorfer Meinungs- und Müllverwertungs-Co.« nämlich, die sich als »Object- und Land-Art-Gruppe« kategorisiert (was den meisten unserer Leser freilich ebenso wenig besagt). Um es noch einmal klar und gemeinverständlich zu formulieren: es sind jene Leute, die die projektierten Müllhügel am Höltigbaum in eine künstlerische Form bringen wollen. Wir haben ja schon gleich von vornherein betont, als sie uns um Veröffentlichung ihrer Ideen baten, daß wir diesem Wunsche eigentlich nur deshalb willfahrten, weil uns die »Firmenträger« als seriöse Rahlstedter Bürger gut bekannt sind und es sich nicht etwa, wie man ansonsten mutmaßen könnte, um langmähnige »Pop-Jünglinge« handelt. Nur deswegen machen wir uns auch diesmal wieder für ihr erneutes Anliegen zum »Sprachrohr in die Öffentlichkeit«. Die MMM-Co. ist augenblicklich in der Klemme aber sie gibt offenbar nicht so leicht auf. Zunächst einmal ist wegen der Streichung des betr. Haushaltsansatzes »Deine Brücke« berichtete schon darüber ja auch ihr Projekt bis auf weiteres »kaltgestellt« worden. Das nehmen sie, wenn auch mit Bedauern, noch hin. Aber sie traf noch ein anderer, weitaus gewichtigerer »Schicksalsschlag«. Und den haben sie ihrer Vorsicht zu verdanken. Sie hatten nämlich die »Zentralstelle für Abfallbeseitigung« beim Bundesgesundheitsamt in Berlin um ein Gutachten für ihre »umwälzenden« Ideen nachgesucht, und das ist einigermaßen niederschmetternd ausgefallen. Sie formulieren das so: »Daraus ergibt sich, daß einige der Projekte doch mit beträchtlichen Risiken verbunden wären.« Ein solches »Risiko« wäre der Vorschlag, die Deponie (nach beendeter Aufschüttung) mit einer Bitumendecke zu überziehen (wie es etwa die Niederländer beim Eindeichen ihrer neuen Polder jetzt machen). Müll ist ja kein Sand, sondern »arbeitet«, jedoch unterschiedlich, infolge der Verrottungsvorgänge. So sinken die Deponien an einigen Stellen mehr ein als an anderen; auch steigen Zersetzungsgase unterschiedlichen Volumens auf. Eine Bitumendecke würde also rasch einer »Mondlandschaft« ähneln! Noch riskanter wäre der vorgeschlagene Betonturm, der nach beendeter Deponie als Schacht mit Öffnungen zu Probeentnahmen zwecks ständiger Kontrolle der Verrottungsvorgänge gedacht war. In einem solchen Schacht könnten sich, wie beispielsweise ja auch in Sielschächten, hochexplosive Gas-/Luft-Gemische bilden, meint das Gutachten. Aber das kann eine MMM-CO. nicht erschüttern. Zwei ihrer Vorschläge wurden ja nicht beanstandet. Und das sind: l. »Meiendorfer Kreuz«. Zwei Rohre aus Hart-Niederdruck-Polyäthylen (NW 100 bis 150) sollen so in den Müllhügel eingebracht werden, daß nur die vier Enden auf je 5 bis 10 m frei bleiben. Das Gutachten riet sogar, dafür gelochte Rohre zu verwenden, um dadurch zur Gasentlastung beizutragen. 2. »Las Vegas Piece« (nach Michael Heizer/Walter De Maria). Es soll mit 400 bis 500 m Kunststoff-Folie auf der Sohle eines Müllhügels verkleinert nachgelegt werden. (Da wir uns keine Urlaubsreise ins »Glücksspiel-Paradies« leisten können, wissen wir nicht, was mit diesem Vorschlag gemeint ist.) Wie schon gesagt: Wenn uns die »Gesellschafter« der MMM-Co. nicht als (sonst) durchaus seriöse Bürger bekannt wären, fiele es uns schwer, solcherlei »Skurrilitäten« so ernst zu nehmen, wie sie selbst es zweifelsohne tun! Deine Brücke (Rahlstedt) 16. Juli 1971 |