Müll wird nicht verpoppt! Besten Dank für Ihren Artikel über die Müllgestaltungspläne der Meiendorfer Meinungs- und Müllverwertungs-Co. in Ihrer Ausgabe vom 30. April. Erlauben Sie uns ein kleines Wort zur Darstellung Ihres Berichterstatters. Unser Vorschlag, die Höltigbaumer Müllhügel als »Meditationsobjekte« anzulegen, läßt sich nicht wie es bei Ihnen geschah als »Verpoppung (der Landschaft) in amerikanischem Stil« charakterisieren. Zwar stammen hervoragende Vertreter der Land Art aus den USA, aber längst nicht alle. Wir erinnern nur an den Niederländer Jan Dippetts. Außerdem dürfte es den weitaus meisten Amerikanern nicht anders gehen als der »Brücke«: Land Art ist ihnen fremd. Ist schon eine Etikettierung unserer Vorhaben nötig, schlagen wir »Ritualisierung der Landschaft in altägyptischem, aztekischem oder megalithischem Stil« vor. Wir sehen unsererseits eine Amerikanisierungstendenz in dem von Ihnen als Gegenbild empfohlenen Affenfelsen Hagenbecks. Dabei handelt es sich doch um unterentwickeltes Disneyland. (Wir durchschauen den Affenfelsen als Geldverdienmaschine und beanstanden ihn nicht. Wir finden ihn komisch.) Für gefährlich halten wir dagegen die Praxis des Graswachsenlassens, wie sie in der Müllhügelbepflanzung des Naturschutzamtes vorgesehen ist, vom Ortsauschuß leicht und schnell akzeptiert wurde und von Ihnen publizistisch propagiert wird. Die als Gegenbild zu unseren Entwürfen empfohlenen »ungeschehen gemachten« Abraumhalden sprechen für sich. Im speziellen Fall der Höltigbaumer Müllhügel ist die Vision eines Naturparks mit lustwandelnden Erwachsenen und nach Herzenslust sich austobenden Kindern außerdem rührend unrealistisch. Sie nehmen doch nicht im Ernst an, daß die Bundeswehr jemals ihren Standortübungsplatz Höltigbaum zum Lustwandeln und Tollen freigibt. *) Mit freundlichen Grüßen Deine Brücke (Rahlstedt) 7. Mai 1971
Wenn früher die Lübecker auf der Kutschfahrt nach Hamburg an der Wegezoll-Station Höltigbaum Station machten, umgab sie ländliche Stille. Damit war es vorbei, als dort 1937 ein Truppenübungsplatz eingerichtet wurde. Bis 1945 pfiffen die Kugeln und gellten Kommandos. 1958 war es mit der Ruhe wieder aus. Nun röhrten dort die Panzer der Bundeswehr. Ein Nebeneffekt der militärischen Nutzung: Innerhalb der Einzäunung gab es genug unberührte Stellen als Rückzugsgebiete vieler Tier- und Pflanzenarten. Hier waren sie nicht nur ungestört, sondern blieben auch von Pestiziden und Düngemitteln verschont. 1992 gab die Bundeswehr das Gelände auf. Naturschützern ist es zu danken, dass Höltigbaum mit seiner offenen, von Knicks und Bachläufen durchzogenen Hügellandschaft 1998 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Das rund 550 Hektar große Areal liegt teils auf Hamburger, teils auf schleswig-holsteinischem Gebiet und bildet mit dem Stellmoorer und dem Ahrensburger Tunneltal eine weiträumige Einheit. Vor Jahrzehnten meine strophische Beschreibung, für Hugo Wohlleben geschrieben:
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