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Robert Wohlleben:

Frühlingsnachmittag

Der Schatten wächst, schon singt der Amselhahn
von seinen hundert Strophen was. Ein Wehen
verschwenkt den schwarzen Birkenast. Wir sehen
gesiebte Kiesel unten: hingetan

als leichtes Rätsel. Lärm der Eisenbahn
wirft sich ins Wort uns. Tut nichts. Wir verstehen:
Wie Geißblatt treibt, will Efeu nicht vergehen.
Wie Bleibaum wächst das Himmelsfiligran.

Von Kiebitz, ersten Schwalben zu berichten
heißt, zu verschallen tief im Labyrinth
der steten Wiederkehr. Wir ahnen das.

So will ich sagen, wie ich sah in dichten
Genossenschaften Lattich über Flint
die Triebe zeigen … denn da blüht uns was.

21./22. März 1993
Abschiedsgedicht für Robert Wohlleben, meinen Vater

Zug und Gegenzug (Meiendorfer Druck Nr. 28)

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