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Robert Wohlleben:

Mahnung zur Güte

Was hat uns aufgebracht und so erbost,
daß sich die Augenlider enger stellen?
Daß an der Stirn die Zornesadern schwellen,
in den Pupillen dumpfe Glut verglost?

Enthemmt durch die Neuronennetze tost,
was alles fortreißt, was doch könnt’ mit schnellen
Reflexen Würde retten vorm Zerspellen.
Doch nein: nicht bei sich und nicht recht bei Trost.

Wozu bloß potenziert sich all der Schrecken,
als wären Galle, Gift und Zähneblecken
was wert und für den Weltenzustand not?

Der Geifer und der Schaum vorm Maul erwecken
nur Abscheu, statt Signale aufzustecken,
vermeldend: alles gut und ganz im Lot.

Ottensen, 7. XI. 2007

On a Wing and a Prayer (Meiendorfer Druck Nr. 63)

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