(es). Alternative Literatur wurde am Freitagabend im Café Marienbad geboten. Robert Wohlleben, der seine Texte in einem eigenen Verlag veröffentlicht, las Sonette und die Gebrauchstragödie »Wer ist das Rotkäppchen?« Thomas Schmidt spielte dazu Musik mit einer zwölfsaitigen Gitarre, mit einem Glockenspiel oder einem Kinder-Xylophon. Die Künstler aus Hamburg nennen die Vortragsform ein Zwiegespräch zwischen Sprache und Musik. »Die Musik interpretiert und begleitet die Sprache. Die Art, in der ich spreche, wird andererseits auch von der Musik bestimmt«, erklärt Robert Wohlleben. Im ersten Teil der Veranstaltung ging das Duo der Frage »Wer ist das Rotkäppchen?« nach. Das Märchen nahm der Autor zum Anlaß, um in seinen aus Reimen bestehenden Texten in einer teilweise sehr ironischen Art zwischen Wolf- und Rotkäppchenmentalität hin- und herzuschwanken. Mit einem Schuß Zeitgeist und pointierter Kritik wird stellvertretend das Gute von Rotkäppchen in Frage gestellt. »Vorgetragen wird eine verzerrte Kritik an der Normalität des menschlichen Lebens«, interpretiert Helmut Ulrich vom mitveranstaltenden Autorenförderkreis »federkiel«. Im zweiten Teil des Abends las der Autor einen authentisehen Seewetterbericht, in den er eigene Texte von der Seefahrt einblendete. Zum Schluß der Veranstaltung trug Wohlleben Sonette vor. Diese Form der Lyrik nimmt einen breiten Raum in der Reihe »Meiendorfer Drucke« des Verlages von Wohlleben ein. Hauptberuflich lehrt der Hamburger Autor Deutsch für Ausländer. Zusammen mit Thomas Schmidt hat er sich mit den Literaturvorlesungen ein zweites Standbein im Leben verschafft. Helmut Ulrich von »federkiel« möchte das Duo nun auch in Schleswiger Schulen auftreten lassen. Schleswiger Nachrichten |