Das Typenmaterial besteht aus den verschiedenen Schriftarten: Fraktur-, Antiqua- und Kursivschrift nebst Interpunktions- und sonstigen Zeichen (Sternchen, Paragraphen etc.). Man unterscheidet sie nach ihrer Gattung in Brot-, (d. h. gewöhnliche, für Werk- und Zeitungssatz dienende) und Zierschriften, letztere nach ihrer Zeichnung in gotische, Kanzlei-, Grotesk- etc. Schriften (s. Schriftarten und Lettern). Zu den Schriften gehören auch die Ausschließungen, d. h. Metallstückchen ohne Schriftbild und niedriger als die eigentlichen Typen (Spatien, Viertel-, Drittel-, Halbgevierte, Gevierte, Quadraten); sie dienen zur Trennung der Wörter, zum Ausfüllen leerer Zeilen etc. Ähnlichen Zwecken dient der Durchschuß, Metallplättchen von verschiedener Stärke, Breite und Höhe, oft von der ganzen Breite der Zeilen (Regletten). Man durchschießt damit den Zeilensatz, d. h. man legt solche Plättchen zwischen die Zeilen, die alsdann auseinander gerückt, splendider erscheinen; doch wird der Durchschuß auch bei Herstellung von Akzidenzen, Tabellen etc. gebraucht.
Die für Werk- und Zeitungssatz bestimmten Typen liegen in hölzernen Setzkasten (Fig. 1) mit etwa 110 Fächern für deutschen und 160 für Antiquasatz, d. h. Lateinisch, Englisch, Französisch etc.; die größere Fächerzahl wird bedingt durch Akzentbuchstaben und Kapitälchen (s. d.). Die Größe der Fächer ist dem mehr oder minder häufigen Vorkommen der Buchstaben angepaßt, auch richtet sich hiernach deren Lage behufs höchstmöglicher Handlichkeit. Der Setzkasten ruht etwa in Brusthöhe auf einem pultartigen Gestell (Regal), das mit Fächern zum Einschieben der Kasten versehen ist. Vor dem Regal steht der Schriftsetzer (Setzer), in der linken Hand den Winkelhaken (Fig. 2) aus Metall haltend, der ein nach zwei Seiten offenes, flaches Kästchen mit einer festen (f) und einer der Breite der zu setzenden Zeile entsprechend verstellbaren Seitenwand g bildet, in das der Setzer mit der rechten Hand die Typen aus den Fächern des Kastens führt und zu Zeilen zusammenstellt. Zum Verstellen des Winkelstückes g dient der Hebel b , der auf eine in a liegende Schraube wirkt.
Das Manuskript (so wird die Vorlage genannt, wäre sie auch schon gedruckt) ist meist auf einem Holz- oder Metallstab (Tenakel) vermittelst einer Art Gabel (Divisorium) festgehalten und in bequemer Sehweite auf dem Setzkasten aufgesteckt. Ist eine Zeile gefüllt, so muß sie ausgeschlossen werden, d. h. sie muß die genau dem jeweiligen Format entsprechende Breite erhalten und mäßig fest im Winkelhaken sitzen, was entweder durch Verengerung der Wortzwischenräume erreicht wird, oder mittels Verbreiterung der Zwischenräume durch hinzufügen von Ausschließungen. Von der Regelmäßigkeit und Sorgfalt, mit der diese Arbeit ausgeführt wird, hängt das gute Aussehen des Satzes im Druck und dessen Sicherheit bei allen Manipulationen wesentlich ab. Ist die Zeile vollendet, so wird die dünne Platte aus glattem Metall, die Setzlinie, die ihr bisher als Unterlage diente, hervorgezogen und darübergelegt und mit dem Setzen so lange fortgefahren, bis der Winkelhaken mit Zeilen gefüllt ist. Diese werden dann sämtlich auf einmal mit einem geschickten Handgriff auf ein mit einem Rande versehenes rechtwinkeliges Brettchen (Schiff) oder eine Zinkplatte (Fig. 3) gehoben, bis die zur Bildung einer Spalte oder Seite (Kolumne) oder auch eines Pakets nötige Zeilenzahl erreicht ist. Setzt der Setzer in Seiten, so hat er diese auch mit einem Kolumnentitel zu versehen, der nur aus der Seitenzahl besteht (toter), oder ein Stichwort oder eine kurze Angabe des Seiteninhalts enthält (lebender); auf ihren Fuß legt er zur Erzielung sicherern Haltes einen Unterschlag, bestehend aus Quadraten oder seitenbreiten Metallklötzchen, und umwindet das Ganze dann mit einem festen Bindfaden (Kolumnenschnur). Die vollendeten Seiten werden bis zur Fertigstellung der für einen Druckbogen erforderlichen Anzahl auf Papierlagen aufbewahrt, oder gleich auf Bretter (Setzbretter) oder Schließplatten und Schließsteine in einer bestimmten, der Aufeinanderfolge der Seiten entsprechenden Reihenfolge gestellt (ausgeschossen), wo alsdann Holz- oder Metallstege von der Breite der auf dem Papier weiß bleibenden, für das Einbinden nötigen Räume (Bund-, Kreuz- und Mittelsteg) um die Seiten gelegt, die Kolumnenschnuren etnfernt (die Seiten »aufgelöst«) und die Formen vermittelst eiserner Rahmen geschlossen werden. Das Seitenbilden (Umbrechen) und Schließen und die damit zusammenhängende Unterleitung der Herstellung eines Werkes besorgen meist geschickte Setzer, die Metteurs en pages; diese Arbeitsweise, bei welcher der Setzer nur Stücke (Pakete, davon Paketsetzer) glatten Satzes unter Weglassung aller Überschriften aus andrer als für den Textsatz verwendeter Schrift zu liefern hat, wird Mise en pages genannt. Zur Bestimmung der Reihenfolge der fertigen Bogen setzt man eine Ziffer rechts an den Fuß der ersten und die gleiche Ziffer nebst Sternchen an den Fuß der dritten Seite (Signatur), die erste Seite erhält häufig auch noch links in kleiner Schrift eine Norm, die in wenig Worten Titel und Bandzahl eines Werkes anzugeben hat. Die Signaturangabe mit Buchstaben ist in Deutschland außer Brauch, ebenso ist der Kustos, d. h. das früher an den Schluß einer jeden Seite gestellte erste Wort der nächstfolgenden, in Wegfall gekommen. Der erste Abdruck, der von den geschlossenen Formen oder auch von Seiten und Paketen in Schnuren mittels Presse oder Bürste genommen wird, ist der Korrekturabzug; in diesem zeichnet der Korrektor die vom Setzer veranlaßten Fehler, nach deren Berichtigung durch letztern (Auslassungen nennt man »Leichen«, doppelt Gesetztes »Hochzeiten«) weitere Korrekturabzüge (Revisions- und Superrevisionsbogen) für Verfasser und Verleger hergestellt werden. Ist dann vom Verfasser oder Redakteur die Genehmigung zum Druck erteilt, die richtige Ausführung der letzten Revision, die richtige Stellung der Seiten etc. geprüft, so kann der Druck erfolgen. Diejenige Form, welche die erste und letzte Seite enthält, heißt die äußere, Prima oder Schöndruckform, sie wird in der Regel zuerst eingehoben und gedruckt; die andre wird als innere, Sekunda oder Widerdruckform bezeichnet. Bei Oktavformat ist dabei in den Formen folgende Stellung der Seiten innezuhalten:
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