ZUR GESCHICHTE DES UFOPHÄNOMENS Die Publizität des Ufos hat zwar erst gegen das Ende des Zweiten Weltkrieges eingesetzt, aber das Phänomen war schon vorher bekannt und ist nicht nur in der ersten Hälfte des XX. Jahrhunderts beobachtet, sondern schon in früheren Jahrhunderten und vielleicht auch schon zur Zeit der Antike gesichtet und beschrieben worden. Es gibt in der Ufoliteratur Zusammenstellungen von allerhand einschlägigen Berichten, die aber einer kritischen Behandlung bedürfen. Ich will mir diese Aufgabe ersparen, indem ich dem Leser nur einige Beispiele vorlege. Basler Flugblatt von 1566 Es handelt sich um ein Flugblatt, welches verfaßt ist von Samuel Coccius, «der heylgen Geschrifft vnnd freyen künsten studiosus zu Basel im Vatterland» im August des Jahres 1566. Er berichtet, daß am 7. August dieses Jahres, um die Zeit des Sonnenaufgangs «seind vil großer schwartzer kugelen im lufft gesehen worden, welche für die Sonnen / mit großer schnelle vnnd geschwinde gefaren / auch widerkeert gegen einandern gleichsam die ein streyt fürten / deren etlich roht und fhürig worden / volgends verzeert vnd erloschen». Wie die Illustrierung zeigt, hat die Observation in Basel stattgefunden. Das Bild zeigt den Münsterplatz mit dem Antistitium. Die dunkle Farbe der Ufos dürfte wohl daher rühren, daß sie gegen das Licht der aufgehenden Sonne gesehen wurden. Andere sind dagegen hell (und sogar feurig). Charakteristisch für die Ufos ist die Schnelle und willkürliche Unregelmäßigkeit der Bewegung. Nürnberger Flugblatt von 1561 Das Flugblatt stammt von Nürnberg und erzählt die Kunde von einem «sehr erschröcklichen gesicht» zur Zeit des Sonnenaufgangs am 14. April 1561. Es wurde «von vielen manns und weybspersonen» gesehen. Es waren «kugeln» von blutroter, bläulicher und schwarzer Farbe, oder «Ringscheyben» in großer Anzahl in der Nähe der Sonne, «etwo drey inn die lenge / vnterweylen vier inn einem Quatrangel, auch etliche eintzig gestanden / vnd zwischen solchen Kugeln sein auch etlich blutfarbe Creutz gesehen». Außerdem wurden «zwey große rore» (resp. drei) ... «in welchen kleinen vnd großen Rorn / zu dreyen / auch vier vnd mehr kugel gewesen. Dieses alles hat mit einander anfahen zu streyten». Dies dauerte etwa eine Stunde. Dann «ist es alles wie obverzeychnet von der Sonnen / vom Hymel herab auff die erden gleich alls ob es alles Brennet gefallen / vnd mit einem großen dampff herunter auff der Erden allgemach vergangen». Ebenso wurde unter den Kugeln ein längliches Gebilde gesehen, «gleichförmig einem großen schwartzen Speer». Selbstverständlich wurde dieses «Gesicht» als göttliche Warnung verstanden. Dieser Bericht enthält, wie dem Leser nicht entgangen sein dürfte, gewisse Einzelheiten, die an schon Erwähntes erinnern. Da sind vor allem die «Rohre», welche den zylindrischen Gestalten der Ufoberichte analog sind. Es sind, um in der Ufosprache zu reden, «Mutterschiffe», welche die kleineren linsenförmigen Ufos auf große Distanzen transportieren sollen. Das Bild zeigt sie in Funktion, nämlich Ufos entlassend oder aufnehmend. Besonders wichtig, aber in den modernen Ufoberichten fehlend, sind die unzweifelhaften Quaternitäten, die zum Teil als einfache Kreuze, zum Teil als kreuzförmig verbundene Scheiben, also als richtige Mandalas gesehen wurden. Zufälligerweise sind es vier einfache Kreuze und vier Mandalas. Andeutungsweise erscheint auch das Motiv von 3 + 1 in dem Dilemma von 3 und 4. Wie die technische Interpretation für unsere Zeit, so ist für das XVI. Jahrhundert die kriegerische kennzeichnend. Die Rundungen sind Stückkugeln und die «Rohre» Kanonen, und das Hin- und Herschießen der Kugeln ein Artilleriekampf. Die große schwarze Speerspitze sowie die Lanzenschäfte (?) scheinen das Männliche zu verdeutlichen und insbesondere das Eindringende. Ähnliches wird auch in der modernen Ufoliteratur berichtet. Aus: C. G. Jung Zürich, Stuttgart:
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