Klaus M. Rarisch schreibt unterm 2. April 1999:
Über die Neuerscheinung
Andreas Böhn: Das zeitgenössische deutschsprachige Sonett.
Vielfalt und Aktualität einer literarischen Form.
Stuttgart, Weimar: J. B. Metzler 1990
(M & P Schriftenreihe für Wissenschaft und Forschung V), 148 Seiten
Zitate
S. 2 f.:
Auch zeitgenössische Autoren wie Robert Wohlleben oder Klaus M. Rarisch kommen auf beachtliche Mengen an Sonetten. Bei letzterem hat diese Fixierung auch eine interpretatorisch-detektivische Seite:
Obwohl von dem Dramatiker Christian Dietrich Grabbe keine Gedichte bekannt sind, hat er doch eine tief verborgene, esoterische Beziehung zur 14zeiligen Sonettform. Wenn man seine beiden Vornamen in der gebräuchlichen Weise abkürzt:
CHR. DIETR. GRABBE
besteht sein Name aus 14 Buchstaben. Sein bekanntestes und heute noch gespieltes Stück ist
SCHERZ,/SA/TI/RE,/I/RO/NIE/UND/TIE/FE/RE/BE/DEU/TUNG
ein Dramentitel, der aus 14 Silben besteht. Das Drama ist folgendermaßen gegliedert:
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AKT I
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= 4 Szenen,
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AKT II
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= 4 Szenen,
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AKT III
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= 6 Szenen,
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also summa summarum 14 Szenen. Zufall? Oder nicht doch: tiefere Bedeutung?
(KMR: Die Geigerzähler hören auf zu ticken. Neunundneunzig Sonette mit einem Selbstkommentar. Hamburg 1990, S. 130 f.)
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In solche Tiefen möchte die folgende Untersuchung nicht vordringen.
S. 33:
In den neunziger Jahren erschienen Sonettsammlungen von [
] dem Petrarca-Übersetzer Ernst Jürgen Dreyer (1995 u. 1996) [
]
S. 38, Fußnote 70, über Klaus M. Rarisch:
Solche Unterschiede zwischen Parodie und Selbstentlarvung sind allerdings für manchen zu fein.
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Im Literaturverzeichnis (S. 140 ff.) fehlen Titel von Robert Wohlleben, Richard Klaus, Dieter Volkmann, HEL, Albrecht Barfod, Lothar Klünner und Klaus M. Rarisch, um nur die wichtigsten Sonettisten aus dem Robert Wohlleben Verlag zu nennen.
Im Text werden nicht weniger als 72 Sonette (bzw. Pseudo-Sonette) vollständig zitiert, darunter aber kein einziges, das bei Robert Wohlleben erschienen ist.
Warnendes Fazit:
die Neuerscheinung von Böhn, vor der ich warnen möchte, weil es sich um ein typisches Germanistenprodukt handelt: oberflächlich, affirmativ, voller Fehlurteile und handwerklich schlampig gemacht.
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KMR in einem Brief vom 5.4.1999
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