Weinmond 3
Der Nachtfrost friert die Häuserwände steil,
Balkone schneiden unverblümt Grimassen.
Verhärtet glitzert der Asphalt, derweil
die Ratten ihren Unterschlupf verlassen.
Dem Fluß wächst eine dünne Haut aus Eis,
von wegen unliebsamer Spiegelbilder.
Kein Mond. Kein Stern. Die Nacht hebt still den Steiß
und scheißt darauf, das macht sie auch nicht milder.
Das macht, es hat die Nachtigall zu lang
zur Frühlingszeit im toten Wald gesungen.
So kam der Sommerregen nicht in Gang,
hat sich der Himmel Schonung ausbedungen.
Schon wieder mit dem Morgengrauen raufen.
Wer Geld hat, geht ein bißchen Leben kaufen.
Aus dem Sonettenring »Weinmond«
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