Prometheus

Zerhackt das Fleisch von mordverzückter Lust,
Der nur zu quälen ward Gebot des Zeus,
Zerätzt vom Gift des Götterneids die Brust,
So säh der Geist sein elendes Gehäus,

Wär seines Sturmflugs Ziel nicht längst so hoch,
Daß Göttlichkeit ihm mitleidswerter Wahn.
Er lebt: Idee des Übergotts – – – Und doch!
Es blieb Titanentat umsonst getan.

Des Schicksals labyrinthisches Verlies
Durchströmt des Schöpfergeistes Feuerhauch,
Dem Menschen wie dem Gott, was Schuld ihm hieß,

Zu wandeln in entwesend-flüchtgen Rauch.
Weh, wer die Seele dieser Flamme ließ,
Ihr nachzuglühn – wär er unsterblich auch.

    Klaus M. Rarisch

Aus dem Zyklus
Letztes – Ein Epilog in Sonetten
Dem Gedächtnis Gustav Mahlers

Enthalten in
Die Geigerzähler hören auf
zu ticken = Meiendorfer Druck 20