Weinmond 10
Und laß im Fenster nicht die Kerze brennen.
Der Kemal klopft auch so bei dir, Marie.
Du solltest möglichst nicht zu oft bekennen.
Was du getan hast, wissen die und die.
Vielleicht bei Neumond, daß dich keiner findet.
In solchen Nächten ist das Wasser schwarz,
sind Zäune unsichtbar, dein Haus verschwindet,
und das Gelichter macht sich übern Harz.
Hör auf zu warten, gehe selber suchen.
Stell deine Kerze hintern Maschendraht.
Oft kostet Freude nurn Stück Kirmeskuchen.
Die Krähen fliegen nach der Wintersaat.
Marie, dein Vater hatte ein Gewehr.
Wer sagt, es gebe keine Wölfe mehr?
Aus dem Sonettenring »Weinmond«
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