Totenfeier

Im Betkrampf falten sich grabgrame Hände,
Um nicht mehr Seelenerde aufzuwühlen.
Blaublind geflorte Trauertränen spülen
Vom Putz der Außenängste rein die Wände.

Kein Hirn hofft mehr, daß es den Gott noch fände,
Um den sich drehen im Gebet die Mühlen.
In ihren Flügeln hängt des Ritters Fühlen.
Rußröchelnd lodern ihm die Totenbrände.

Vom Himmel stürzt sich nun die Nachtlawine.
Marionetten bei der Bahre halten
Sich fest an Drähten ihrer Seelenbühne.

Da knittern mausgefledert Schattenfalten
Des Ritters pergamentne Sterbemiene:
Sein Lächeln spießt die traurigen Gestalten!

    Klaus M. Rarisch

Aus dem Zyklus
Letztes – Ein Epilog in Sonetten
Dem Gedächtnis Gustav Mahlers

Enthalten in
Die Geigerzähler hören auf zu ticken
= Meiendorfer Druck 20