Robert Reß: zur Vita

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Robert Reß
(1871 bis 1935)

Robert Reß
Arno Holz, Robert Reß


Robert Reß, am 2. Juni 1871 in Prag geboren, stammte aus einer Sängerfamilie. Er war Sohn des damals geschätzten Sängers und Gesangspädagogen Johann Reß und wurde, nach Schulung durch seine Tante Luise Reß, ebenfalls Sänger und Gesangslehrer. Nach Engagements als Opernbariton an verschiedenen kleineren Bühnen etablierte er sich in Berlin erfolgreich als Gesangslehrer, trat auch als Rezitator auf. Er setzte sich mit verschiedenen Veröffentlichungen für Holz ein, vor allem mit Arno Holz und seine künstlerische, weltkulturelle Bedeutung. Ein Mahn-und Weckruf an das deutsche Volk von 1913 [1], gedacht zur Unterstützung des in Stockholm eingebrachten Vorschlags, Arno Holz den Literatur-Nobelpreis zu verleihen. 1926 folgte Die Zahl als formendes Weltprinzip. [2] Unveröffentlicht blieb Die deutsche Form der Wortkunst und ihre Schöpfung durch Arno Holz. Der Literaturwissenschaftler Otto Eduard Lessing sprach in seiner Grabrede für Reß von einer zwischen Holz und Reß bestehenden »Wahlverwandtschaft des weltanschaulichen Denkens, das man als skeptischen Neutralismus bezeichnen kann«.

Im Mahn- und Weckruf (S. 47) kommt Reß auf eine um Arno Holz zusammengekommene »zwar kleine, aber begeisterte Schar von Anhängern und Jüngern« zu sprechen, »die alle eifrigst bemüht waren, nach seinem hellen und reinen Vorton ihre ›Harfen‹ zu stimmen – ich befand mich unter ihnen auch, und noch heute denke ich an jene Tage als an meine schönsten«.

Seine Tochter, Sabine Reß (1904–1985), hielt sich als Choreographin an die musikalische Familientradition, war von 1933 bis 1962 an mindestens 39 Filmen beteiligt, acht davon mit Marika Rökk. Wie sie im Gespräch mitteilte, fanden in ihrem Elternhaus regelmäßig spiritistische Sitzungen statt. Schon zur Zeit des Regiments Sassenbach, wie ein Gedicht in Ressens 1899 erschienenen Farben deutlich macht:

Jemand löschte die Lampe.

Aus seligem Perlmutterglanz
tönen Stimmen.

Seelen aus einer andern Welt!

Ich will eine haschen.

Ein zarter, zirpender Wehlaut;
feiner Sprühregen kühlt meine Stirn. [3]

Arno Holz habe daran teilgenommen. Robert Reß kannte sich aus in dem Bereich: Wo er in seinem »Mahn-und Weckruf« auf Holzens Tragödie Ignorabimus zu sprechen kommt, läßt er gleich zwanzig relevante Namen fallen (S. 214). Die Séancen regten Holz zu den Okkultismusmotiven des ungefügen Grenzwissenschaftsdramas an, 1913 gedruckt. Es wurde bisher nur zweimal inszeniert: in viereinhalbstündiger Spielfassung 1927 in Düsseldorf von Berthold Viertel, vom ebenso progressiven und noch waghalsigeren Luca Ronconi 1986 ungekürzt und zwölf Stunden beanspruchend in der Theaterwerkstatt von Prato bei Florenz, die Premiere durchaus mit Erfolg bei Kritik wie Publikum.

Reß kannte sich aus: Wo er in seinem »Mahn-und Weckruf« auf dies ungefüge Grenzwissenschaftsdrama zu sprechen kommt, läßt er gleich zwanzig relevante Namen fallen:

    Arno Holz mit seinem »Ignorabimus« hat sich heute furchtlos bis an die äußerste Grenze des innerhalb der »Naturwissenschaften« überhaupt Möglichen vorgewagt und behandelt die Phänomene, deren exakt experimentelles Studium seit einer Generation in England durch die großen Namen Crookes, Wallace, um nur die wichtigsten zu nennen, Varley und Lodge, vertreten glänzt, in Amerika durch Hare, Hodgson und Hyslop, in Frankreich durch Richet, Rochas, Flournoy und Flammarion, in Italien durch Lombroso und Schiaparelli, in Rußland durch Baron von Güldenstubbe, Aksakow, Ochorowicz und erst noch ganz kürzlich Naum Kotik, und in Deutschland durch Zöllner, Weber und Reichenbach. [4]

Robert Wohlleben

1] Robert Reß: Arno Holz und seine künstlerische, weltkulturelle Bedeutung. Ein Mahn- und Weckruf an das deutsche Volk. Dresden: Carl Reißner 1913.
2] Robert Reß: Die Zahl als formendes Weltprinzip. Ein letztes Naturgesetz. Berlin-Zehlendorf: Rembrandt-Verlag 1926.
3] Robert Reß: Farben. Berlin: Johann Sassenbach 1899, S. 11 (auch in Antreten zum Dichten! Lyriker um Arno Holz).
4] Reß, Arno Holz und seine künstlerische, weltkulturelle Bedeutung, S. 214.

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