Abgeschickt von ZaunköniG am 31 Januar, 2004 um 19:24:59
Und nach dem großen Gequengel, mal wieder etwas Literatur im Sprechsaal.
Ich biete heute Auszüge aus dem Sonettenkranz "Perseus und Medusa":
V.
Steinig harte Blicke, kalte Wangen;
Am Ergebnis ist die Tat zu wiegen.
Da hat sich wer zu größerem verstiegen,
die eigne Tugend zu hoch aufgehangen.
Voll Zuversicht, und mutig vorgegangen
kam er vor dem Postament zu liegen.
Was zwischen ihnen vorfiel, bleibt verschwiegen.
Und wie sie unsern Künstlern nie gelangen
erstehn im Katastrophen-Panorama
Bilder. Noch ein Schritt, - Ein Stein erzählt Geschichten:
In jeder Fuge scheint sie anzufangen, -
Jede Kante will die Tat vernichten:
So fügt sich sicher Strang für Strang zum Drama.
Man hat sich aneinander schwer vergangen.
VI.
Man hat sich aneinander schwer vergangen; -
Man gibt einander Recht: ein Gleichgesinnter
wiegt mehr als ein Argument und hinter
guter Absicht, Konsens und dem langen
Marsch hockt Angst beizeiten abgefangen
sein zu können. – Früh genug faßt Winter
dir ins Blut, das stockt, und Kieselsinter
wächst, wo Lösung war. Dort angefangen
wo ein Ziel geglaubt war, wächst nur Totes.
Fühlung wird ersehnt, - und Reaktionen,
doch am andern Ende deines Lotes
beißt dir wer den Faden ab. Stationen: -
Du erinnerst, all dir angedrohtes;
Viele nährten ihre Illusionen.
IX.
Viele glaubten, daß sie sie bezwangen,
als Held gefeiert schon und aufgewiegelt,
daß man der Bestie Tür und Tor verriegelt;
Tötet sie! Daß sie sie niederrangen,
war beschlossen. Ewig sei versiegelt
Ihr Blick, der schon so viele eingefangen.
Ihr Haupt, um das sich wilde Locken schlangen
abgeschlagen, Doch- : ihr Auge spiegelt.
Da hat sich jedem Herz und Hand versteift
und sie erstarrten, als ihr Blick sie streift;
Sie sah’n den Haß, der ihr entgegenschlägt.
Kein Wort mehr, irgendwas und –wen zu rächen;
Nur wenn’s ein Windhauch ihm entgegenträgt,
hört er vielleicht ein kaltes Steinherz brechen.