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Robert Wohlleben Wer ist das Rotkäppchen? Erster Akt |
So ist die Nacht Ist euch das Fell Ich steh aufm Schlauch DIE MASKENBILDNERIN mit den Effekten nicht zufrieden, stürzt brutal auf die Bühne und schaltet sich ein: Dein Morgengrauen ist ein Scheiß. WOHLLEBEN ohne Verständnis für dies Unverständnis: Mein Atem raus, Das Licht stößt blind Rühr mich nicht an! DIE MASKENBILDNERIN sperrt sich einfach: Come on! Bist du es oder dus? WOHLLEBEN dreht sich mehrmals um 180 Grad, als wollt er sein Spiegelbild kontrollieren: Du reckst das Gesicht Bist zusätzlich ich: Ich reck das Gesicht DIE MASKENBILDNERIN dreht ihms Wort im Mund um: Du wirst gefressen oder frißt: WOHLLEBEN versucht den Widerpart: Das treibt mich an die Wand, Das überfährt mich ganz: Das hat uns tief gekränkt: DIE MASKENBILDNERIN präzisiert ihre Kostümvorschläge: Das Herz für den Picaro, WOHLLEBEN legt diese Prothesen an, versucht aber doch, ein bißchen er selbst zu bleiben: Bin Intsche und lieber nicht Trapper, Einzelwohnhaft zu guter Adresse: DIE MASKENBILDNERIN zupft an seiner Kostümierung rum: Geh aus auf krummen Wegen, Was gibst du dich verloren Die Heimkehr kostet teuer, WOHLLEBEN Anhalterdaumen hoch: Die Ampel springt auf Rot, da willst du halten, Wie Straßen sich im Plan und Auge falten, Und Schlüssel rum und raus! und endlich fliehn Ein Kuß in Luft geküßt. Die Münder ziehn DIE MASKENBILDNERIN gibts auf und ab in die Kulissen. Mehr Licht jetzt auf der Bühne, die Standardszene: Wolfsschlucht, Höhle, bescheidne Hütte. WOHLLEBEN betritt die Hütte, eine Weile nichts, dann öffnet sich ein Fenster, und er deklamiert nach draußen: Durch meinen Fensterrahmen, an einem Buddelschiff demonstrierend: Brigantine, alle Sky- und Moonsegel gesetzt Ich werd den Mond anschiffen Kleidung ordnen, das nimmt ihn in Anspruch, dann fährt er aber fort Wie kann son bißchen Asten Das Buddelschiff nach oben ab. FRANK BÖHM hat alles mit angehört und sowieso vorhergewußt, verläßt jetzt doch seinen Horchposten in der Höhle, auch er möchte strukturierend eingreifen: Dein Stern stieß fast bis an die Dächer: Und reimt sich auch Murks auf Malesche, WOHLLEBEN will sich wieder nicht darauf nageln lassen: Erzähl mir keine Märchen! Ich weiß doch, was ich weiß. Die Hand zum linken Griff, Frank holt statt einer Erwiderung einen Pack Photos eines elfischen Zauberwesens hervor und breitet sie aus. WOHLLEBEN zuckt augenblicklich zurück, wirft das Fenster zu und innen die Windmaschine an, damit sie mit ihrem tierischen Heulen alles andre übertönt und die Photos in alle ihre Winde zerstieben läßt. FRANZ STRAUSS Dr. seiner Ehre halber von der Windmaschine ganz grundlos hergeweht, wundert sich natürlich über die Situation, spricht Platt, man muß eben auf alles gefaßt sein bei ihm, auch auf ganz unmögliche Dinger: Ji hebbt keen Strümp un hebbt keen Schoh, Vundog dor heurt mi Bayern to Alle anderen fragen sich natürlich, was sie mit Franz Strauß zu schaffen haben. Die Windmaschine löst das Problem, wie sie es geschaffen hat: Weg ist er. DAS ist Fiction. Die Maskenbildnerin kommt mit Transparenten aus dem Souffleurkasten, anders kann man sich ja beim Geheul, das Wohlleben veranstaltet, gar nicht mehr verständigen. Mit Franks Hilfe entrollt sie eins, und beide tragen es an die Rampe. TRANSPARENT: Stadt und Land: Hand in Hand. WOHLLEBEN kann ja nicht ewig in der Hütte bleiben, müht sich allein mit dem zweiten. So recht klappts nicht, aber doch ein bißchen. TRANSPARENT: Rotkäppchen und der Wolf ... Man kann sich auch schlecht vorstellen, wies sich nun reimen soll. »Spielen Golf« vielleicht, aber was soll das! Oder »Syrte und Golf«, aber das ist verflucht esoterisch. »Fahren Golf« dann wieder ziemlich albern. WOHLLEBEN mit einem ganz schlimmen Vorschlag, der schon ziemlich weh tut: Rotkäppchen und der Wolf Das Transparent bleibt also undurchsichtig, und der Vorhang fällt schlagartig.
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