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Bo-Peep

Robert Wohlleben

Wer ist das Rotkäppchen?

Dritter Akt


    (Robert bringt in Gedanken Rotkäppchen um. Frank leistet hinhaltenden Widerstand. Im Hintergrund ertönt Tangomusik.)

    Bühne noch dunkel, zuerst saust nur Wind, ein paar alte Blätter drin, dann dämmerts langsam: Hüttchen und einige stilisierte Tannen mit silbriger Kontur sind zu sehn, sonst alles noch schwarz.

    WOHLLEBEN tappt aus dem Tann, wartet den Wind ab, dann:

        Die Wälder stehn nebelblind
        um Feuerstellen am See.
        Die Skalpe schaukeln im Wind,
        tu was ins Calumet!

        Es räuchert ja längst von Brand:
        Woanders brennt immer Wald ...
        das macht wohl, daß sich die Hand
        gebannt ums Kriegsbeil krallt.

        Hör, jetzt flüstert der Scout
        von Bränden und Kriegsgeschrei!
        Im Schatten von Blättern und Haut
        weht Eulenruf vorbei.

    Er legt eine Feuerstelle an, der Sioux aus dem Hamburger Völkerkundemuseum als Projektion an der Hüttenwand.

    EUEU ZÄFFEN hat sich rangepirscht, richtiger Wildtöter-Aufzug:

        Bin Trapper und lieber kein Roter:
        Kriegt man mich, wär ich HIN!
        Wer ist schon gut erst als Toter?
        Mein Rehposten sorgt für Sinn.

        Ich hab wohl vom Wild her die Tarnung –
        doch hilfts gegen Kugeln im Fell?
        Von Warnung bis zur Entwarnung
        gehts allemal anders als schnell.

        Die Bäume entwerfen die Schatten
        schon länger, vom Wind verschwenkt.
        Ik mok mi gau op ’e Patten,
        wenn Zeit nicht zu enden gedenkt.

    FRANK BÖHM auf demselben Weg auf die Bühne, schwarzes T-Shirt, greift sich Eueu Zäffens Davy-Crockett-Mütze, kuckt verwegen drunter vor, spuckt in die Feuerstelle:

        Die ganze Völkerschau,
        die steht mir bald bis hier!
        Über die Prärie geht Straßenbau,
        doch kein Getier.

        Man jagt, daß man mit Platz-
        patronen Hasen schreck.
        Der Hirsch ist bloß Besatz,
        der Wolf ... ist weg.

        Die Meiendorfer Wischen
        sind gut als weite Flur.
        Jesus hat – nur mal dazwischen! –
        ja auch kein Abitur.

        Ich weiß hier gut Bescheid
        bei Kuh und buntem Hund.
        Swinegel murkst good night
        im Achtergrund.

    Er nimmt Eueu Zäffen das Schießgewehr ab und zieht sich während des Folgenden langsam zwischen die Tannen zurück.

    DIE MASKENBILDNERIN trägt ein Ortsschild auf die Bühne, pflanzt es vor der Hütte auf: Meiendorf. Ordnet Wohlleben das Kostüm zurecht:

        In Farb und Federn Haut versteckt,
        die bleibt auch so vorm Waschlavoir
        bei Pawnee, Percenez, Piednoir –
        doch was hat dir das Fell gefleckt?

        Ist doch bloß Lippenstift und Jod,
        was dein Gesicht entstellt.
        Hält, bis der nächste Regen fällt,
        dann schaust wohl aus wie tot.

        Ob du dann spät die Brauen regst –
        das sieht längst niemand mehr.
        Der Spiegel, dem du Sprünge schlägst,
        wird blind und endlich leer.

    Langsam zunehmendes Regenrauschen; der Sioux verschwindet von der Hüttenwand, nur die Mokassins – Mohawk – sind noch eine Weile zu sehn.

    WOHLLEBEN hält die Hand vors Gesicht:

        Was hat uns das Gesicht,
        den dunklen Himmel, abgeschminkt?
        Was Strippenregenzöpfe flicht,
        hat uns in Regen eingeklinkt.

        Was phantasiert die Haut
        sich laue Sommerschauer?
        Was abends in die Augen graut,
        ist Schau und kaum von Dauer.

        Das wird uns das Gesicht
        zum schlimmen Himmel schminken:
        Der erste Tropfen trifft uns nicht,
        der letzte wird uns linken.

    Regenrauschen nimmt rapide weiter zu, reißt abrupt ab.

    DIE MASKENBILDNERIN nimmt Wohllebens Hand, zieht sie runter:

        Wie jeder Tropfen, jede Flocke fällt
        – die Peitschenlampe leuchtets aus –
        geht uns ins Auge: ganz scharf eingestellt.
        Da flimmert, was den Blick vergällt:
        Da schneit wer rein und regnet jemand raus.
        Die Türen führen all vors Haus,
        was hier sich schleicht, das wird vom Spitz verbellt,
        dem ist die Welt schlicht Mann und Maus.

        Im Tag kam Bildertreibsel mitgespült,
        nun staut der Schwall sich im Quartier,
        aus Plankton wird gemächlich Sediment.
        Im Schlick von gestern hat sich eingewühlt,
        was sich da heckt als Muschelzeug und Pier,
        was Zeit nur als Detritus kennt.

    KLAUS M. RARISCH schleppt seine Schreibmaschine ran:

        Ins Idyll versunken,
        auch im Allasch-Dschumm,
        krieg ich zugewunken:
        Wer lacht, dem drehts sich um.

        Schwankend Hingestellte,
        sehn wir, wies sich dreht.
        Schimpf und Schand und Schelte
        gehn stets ins Nachtgebet.

        Der Schwindel in der Birne
        verquirlt uns die Gehirne,
        bezwingt det Schmerzjefiehl.

        Kein leis- und blasser Schimmer
        durchdringt den schlimmen Glimmer:
        dem Menschenfrust kein Ziel!

    FELIX SCHRÖDER flattert auf die Bühne, hebt einen Zettel auf, liest vor:

        Aus Holz entsteht die Zither,
        von Holz stammt viel Papier,
        aus Holz besteht manch Gitter –
        spiel du darauf Klavier!

    Entflattert.

    HANS-MICHAEL BOCK meckert aus dem Zuschauerraum:

        Der Mensch hat seinen Auftrieb,
        Papier hat sein Gewicht.
        Wer trotzdem noch was draufschrieb,
        beschwere sich bloß nicht!!!

    DIE MASKENBILDNERIN macht es sich bequem, holt ihr Strickzeug aus dem Sac und verstrickt lauter lila Wolle:

        Das Schaf hat ganz viel Wolle,
        der Mensch man grad die Haut.
        Doch sag: Wem ist die tolle
        Verstrickung eingebaut?

    KLAUS M. RARISCH tippt etwas Probe:

        Das Schaf läuft auf vier Beinen,
        der Mensch man grad auf zwein.
        Doch sag: Wer hat mit Steinen
        die meisten Stolperein?

    WOHLLEBEN will zusammenfassen:

        Das Schaf rupft dies und das,
        der Mensch beißt auf Granit.
        Doch sag: Wer beißt ins Gras
        mit größerm Appetit?

    EUEU ZÄFFEN nur mit dem Kopf raus aus den Kulissen:

        Das Schaf hat viel zu tun.
        Der Mensch? Da steht er nun!

    Kopf weg. – Der Wind fängt wieder zu sausen an.

    FRANK BÖHM schleppt mehrere Farbeimer auf die Bühne, Pinsel in verschiedenen Größen quer im Maul und aus den Taschen kuckend, fängt an, die Giebelfront des Hüttchens zu bemalen, mischt seine Farben wie ein Teufel.

    WOHLLEBEN kuckt Frank über die Schulter und beschreibt:

        Ein schwarzer Frost verdorrt den Schnee.
        Im Bild schwirrt Rot im grellen Dreck.
        Ein schneller Schreck von Licht zuckt weg:
        Nachtzug nach Norden, Richtung See.

        Ein schwarzer Frost vereist das Herz.
        Im Bild flockt Rot ins Baumgebein
        und friert in schwarze Borke rein:
        Nachtschatten rasen allerwärts.

        Ein schwarzer Frost beißt deine Haut.
        Im Bild verbeißt sich Rot am Rand.
        Ganz schwarzes Schwarz schreit hoch und laut:
        Nachtvogel überm Winterland.

        Nachtschrecken schürt den kalten Brand –
        nachtschwarz, nie wieder weggetaut.

    FRANK BÖHM bei der Arbeit:

        Durch unsern Fensterrahmen,
        da geht ein barscher Wind.
        Vom rausgerotzten Samen
        schrein Kind und dreimal Kind.

        Ich wollt, ich könnts verglasen
        nur bis zum ersten Stein.
        Ach Scheiß! Die Winde blasen,
        die Kleinen greinen drein.

        Was solln wirs ihr versagen,
        der ungefragten Schar?
        Noch immer kam das Klagen,
        bevors begriffen war.

    WOHLLEBEN nachdenklich beiseite:

        Wer rennt mir den Rücken dal
        und stellt mirs Fell zu Berg?
        Wer fingert da neblig unegal
        im sperrigen Nervenwerk?

        Was sengt mir den Balg so kahl,
        verrenkt mir Bein zu Bein?
        Wer schlingert da quer und wieder mal
        mir voll ins Gerippe rein?

        Die kam mal aus Sommerzeit
        und ging in Seide her –
        verweht vom Winde, weg und weit.
        Die nennt mich nicht Wetter mehr ...

    EUEU ZÄFFEN kommt auf die Bühne geprescht, in der einen Hand ein Pulverhorn, in der andern ein Bickbeereis; rumpelstilzchenhaft:

        Mir längst klar,
        wer das war:

        wie immer das kleine
        Chaperon rouge,
        barfuß alleine
        im Tollkirschenbusch.

    Verschwindet wieder.

    WOHLLEBEN setzt eine rote Kappe auf, schüttelt den Kopf; in der Ferne heult ein Wolf.

    DIE MASKENBILDNERIN – sieht aus wie Dagmar Buchholz – verschwindet kurz, kommt umgekleidet wieder: weites dunkles Kleid, weiter dunkler Haarmantel:

        Die Haut zu Markt, das Fell gegerbt, entstellt:
        Ich setz dir Nachtisch vor, den Schaum mit Kirschen.
        Der hilft, wenn Sätze zwischen Zähnen knirschen –
        die sagen uns, was Bitternis enthält.

        Ein Wein noch, eh bei uns die Klappe fällt.
        Der Kopf wird voll von Wölfen, Hähern, Hirschen.
        Wir gehn mit jedem Wort auf Menschen pirschen –
        wir sagen uns, was spät als Schmerz zerschellt.

        Auch Kaffee noch? Ganz schwarz? Mit reichlich Zucker?
        Dann schweigen, uns ums Spiegelbild bestehlen.
        Ich leg »Durango« auf. Das hörst du gern.

        Wir spürens schwelen: nichts für Feuerschlucker.
        Wir haben viel zuviele Parallelen –
        da liegt Berührung wohl unendlich fern.

    (Grabschrift für Dagmar Buchholz)

    Sie geht, und niemals kehrt sie in dieser Gestalt wieder.

    WOLFGANG USTER kommt mit caperucita roja vom Alti Plano auf dem Kopf. Er und Wohlleben zünden zusammen ein Totenlicht an.

    HELMUT SALZINGER klebt ein undeutliches Suchdienstbild an die Hütte, vielleicht Hans Wolffheim. Während er suchend in seinen Taschen herumwühlt:

        Wohl gut gefedert und beteert,
        voll heißer Höllennamen alle Ohren,
        noch jede Schlacht gewonnen und verloren
        mit Jack un Büx und Kopp un Stert.

        Wollt kaum herein bis dort hinaus,
        verstellte seine Stimme in die seine,
        anzeigend, WIE er meine, WAS er meine –
        O LECK! Die Möwen sehen alle aus!

        Geworden ist er ein Komet.
        Wer zeigt mir jetzt den Weg nach Ochsenzoll?
        Jetzt hat die Fee vergessen, was sie soll!
        Wer kommt jetzt, wenn Johanna geht?

    hat’s gefunden: zündet auch ein Totenlicht an, läßts unter dem Bild stehen, verschwindet im Wald.

    FRANK BÖHM rutscht in verkleckerter Farbe aus, fällt böse auf die Schnauze, rappelt sich aber auf:

        Noch alles, was da geht und steht,
        verdreht den Sinn, den ich nicht kenn.
        Nur Wind, der um die Nase weht:
        Hier geiht he henn, dor geiht he henn.

        Ach schweig! Und bleib mir bloß vun’n Liev
        mit eisern- oder goldnem Schnitt.
        Wohl wetzt da wer das lange Knief –
        doch wetzen wir schon lange mit!

        Und Schritt für Schritt geht hin Geschwätz
        auf schief- und krummer Tour im Kopp.
        Daß was da lebt, uns weiterhetz
        durch Stadt und Land zu Schluß und Stopp.

    WOHLLEBEN tippt ihm auf die Schulter:

        Hüt bloß die Zwieback oder Kringel,
        sonst kommen sie noch in die Grabbel!
        Der Laden steht schon voller Schlingel,
        verharzt das Herz, im Maul Gesabbel.

    KLAUS M. RARISCH mit mafiadunkler Brille getarnt:

        Unter allen Salzdomen
        war Drang.
        In allen Rhizomen
        stillst du bang
        fast jeden Sog.

        Die Wölfe heulen im Forste –
        beeilt euch, Widerborste:
        Heult analog!

    WOHLLEBEN reicht ihm ein aufgebautes Taschenschach, ein Bauer fast frei:

        Wie ’s Amen in der Kirche dieser Clou:
        Der Kreisel kippt dir von der Nasenspitze.
        Du kuckst: Ein Ende haben all die Witze.
        Nun pack die Siebensachen, schnür die Schuh.

        Du kaufst dir keine Kuh, kein Kalb dazu.
        Das Geld gehört ins Fensterbrettes Ritze:
        »Gut Nacht, Marie, es war sehr nett ... ich flitze!«
        Dann heißt es: neues Spiel und neuer Schmu!

        Mit Zug und Gegenzug gehts zum Entzücken:
        Die Vierung Morgen, Mittag, Abend, Nacht
        ist leicht zerpflückt, mit leicht verschmerzten Stücken

        hast du als Schwarz und Weiß das Spiel gemacht
        und siehst sich sachte auftun letzte Lücken.
        Der Gegner ist am Zug. Und lacht. Und lacht.

    KLAUS M. RARISCH räumt die letzten Figuren ab:

        Eh ich grelle Lichter
        unterm Scheffel schneuz,
        will ich schlichter Dichter
        – das mein krauses Kreuz! –

        der Vampire schauer-
        voll und süß gedenken:
        Wie sie uns die Hauer
        in die Kehle senken.

    Stellt sich auf die Schreibmaschine und macht einen ganz langen Hals, als stünde er auf einer Schildkröte und wollte bis nach Venedig kucken.

    Die schweigende Mehrheit erscheint als Diaprojektion.

    EUEU ZÄFFEN kommt mit Zimmermannsmaske; hat sich im Fundus neu bedient: Davy Crockett mit MP; Gruß an die schweigende Mehrheit, dann eidgenössisch-verschwörerisch:

        Poesie für Zimmermann. – ein Mummenschanz des 1. Westdeutschen Büßer- und Abwieglertreffens zu Hamburg am 2. September 1983 anläßlich der Innenministerkonferenz

        Wer tuts Rechte und wer scheuts?
        Wer ist nicht ganz zuverlässig?
        Ring- und rasterfahndungsmäßig
        ham wir ihn im Fadenkreuz.

        Pfui, da steht der Übeltäter:
        In kein Ordnungsraster paßt er.
        Auf dem Grundgesetz besteht er,
        holt sich Steine aus dem Pflaster.

        Nachrüstung und Kernkraft haßt er,
        als Tourist nach Moskau fliegt er
        (Instruktion und Weisung kriegt er),
        aus der Zone stammt sein Zaster.

        Uns für dämlich halten tut er ...
        längst ist er Computerfutter.

    DIE KAPELLMEISTERIN hat den Spuk satt, der sich in diesem Fall ganz einfach abstellen läßt – macht den Projektor aus:

        Wärmt euch im Selbstgestrickten,
        wenn ihr an euch erfriert.
        Markiert nicht den Geknickten,
        der trist ins Blinde stiert.

        Wenn alle Stricke reißen,
        dann muß ein Knoten rein.
        Doch will dann auch das Spleißen
        gekonnt und reißfest sein.

        Nicht in die Knicks verpissen,
        wenn euch die Muffe saust!
        Nix wird ins Korn geschmissen!
        Sonst bleibt euch nur die Faust.

    Ab.

    FRANK BÖHM greift wortlos zum Pinsel, schreibt rot ins Bild:

        Ohne Schmerz kein Herz.

    WOHLLEBEN übernimmt den Pinsel, schreibt in Spiegelschrift dazu:

        Ohne Herz kein Schmerz.

    DIE KAPELLMEISTERIN verkleidet als Wohlleben:

        Da fliegst du hin am langen Bott,
        wann lassen wir dich landen?
        Mal geht der Flug ganz glatt und flott,
        mal stürzt du ab – dann macht wohl Spott
        dir deinen Sturz zuschanden.

        Da machst du Fahrt: Dein kleiner Pott
        verliert sich mit den Winden.
        Mal tanzt der Törn leicht wie Gavotte,
        mal knickt der Mast und bricht ein Schott –
        wie solln wir dich dann finden?

        Da trabst du kreuz und quer im Trott,
        verschwendest aus den Händen
        mal schönen Kram, mal üblen Schrott
        wie Kopp und Stert von Kieler Sprott:
        nix wert, kaum zu verwenden.

    EUEU ZÄFFEN kommt auf die Bühne galoppiert, Helm und Schild und Knüppel, innen drin ein Krüppel, einen umgekippten Holzwolf am Band mitschleifend; knallt mit einem Spielzeugrevolver, gröhlt:

        Lott is dot, Lott is dot,
        Jule liggt in n Groben.
        Wat mokt se dor, wat mokt se dor?
        Stickt beede Been na boben.

        Lott is dot, Lott is dot,
        Jule liggt bi n Küster.
        Keen hett dat seggt, keen hett dat seggt?
        Ehr Kinner un ehr Süster.

        Lott is dot, Lott is dot,
        Jule liggt in t Starwen.
        Wat dot se dat, wat dot se dat?
        Wi schüllt ehrn Pißputt arwen.

        Lott is dot, Lott is dot,
        Jule liggt in t Koma.
        Keen liggt dorbi, keen liggt dorbi?
        Een Wulf un ok ehr Oma.

        Lott is dot, Lott is dot,
        Jule schüll woll lewen.
        Se weet nich wo, se weet nich wann,
        mutt ok op n Karkhoff blewen.

    DER KAPELLMEISTER lagert sich zur Gruppe:

        Keine Verbindung
        ohne Verwindung.

    WOLFGANG USTER lagert sich mit seiner Gitarre daneben:

        Ohne Fetzen
        kein Ergetzen.

        Ohne Prellung
        keine Schwellung.

    EUEU ZÄFFEN drapiert sich quer davor:

        Kein Begatten
        ohne Schatten.

    KLAUS M. RARISCH hinter der Gruppe; entrollt ein großes Plakat mit Buchtiteln, hält es hoch, daß auch der Letzte es lesen kann:

        Der Schmerz
        ein Krampf.
        Der Kampf
        ein Scherz.

        Der Schaum
        ein Trug.
        Der Lug
        ein Traum.

        Der Stich
        ein Schlich.
        Die Brust

        ein Mord.
        Das Wort
        ein Frust.

    Sehr grelles Licht plötzlich. Alle bleiben erstarrt: Photo, lange anzustarren. Bewegung nur von Wolfgang: schnelle Läufe auf der Gitarre.


Bo-Peep

 


Hans Ritz
Muriverlag



 


Rechte bei mir