baemu suti: Das Ibolithische Vermächtnis

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baemu suti
oder
Das Ibolithische Vermächtnis

Ein literarisches Gesellschaftsspiel
von Heinz Gültig

Diogenes Verlag
Zürich 1959

baemu suti

baemu súti falla kúr
móstin arasíban taégna.
kiu ténde vossagúr
flágedárad ássa.

 

Der kleine Vierzeiler wurde »im Sommer 1955 beim Himbeerpflücken in der Nähe des Neandertals bei Düsseldorf« von Kindern aufgefunden, wie der Herausgeber im Geleitwort mitteilt. An einer Übersetzung des seinerzeit einzigen Textzeugnisses des bis dahin unbekannten Ibolithischen versuchten sich

    Peter Paul Althaus, Stefan Andres, ein Anonymus, Hans Arp, Werner Bergengruen, Alexander von Bernus, Imma von Bodmershof, Hans Leopold Davi, Heimito von Doderer, Peter Dülberg, Günter Eich, Hans Magnus Enzensberger, Hans Franck, Gerd Gaiser, Werner Helwig, Wolfgang Hildesheimer, Hans Rudolf Hilty, Walter Höllerer, Hermann Kasack, Martin Kessel, Arthur Koestler, Kurt Kusenberg, Horst Lange, Christine Lavant, Walter Mehring, Emil Merker, Gerhart Herrmann Mostar, Hans Erich Nossack, Gregor von Rezzori, Oda Schaefer, Ruth Schaumann, Carlo Schmid, Friedrich Schnack, Wolfdietrich Schnurre, Georg Schwarz, Karl Schwedhelm, Friedrich Sieburg, Siegfried Sommer, Hermann Stahl, Fridolin Tschudi, Franz Tumler, Arnold Ulitz, Fritz Usinger, Siegfried von Vegesack, Georg von der Vring, Wolfgang Weyrauch.

Bildnerische Interpretation stammt von

    Franziska Bilek, Gunter Böhmer, Fritz Fischer, Paul Flora, Felix Hoffmann, Godi Hofmann, Werner Hofmann, Kurt Moldovan, Chlodwig Poth, Gregor von Rezzori, Hildi Heß, Eva Schwimmer, Karl Staudinger [von ihm der Einband zum «Leviathan» von Arno Schmidt], Corina Steinrisser, Alfred Zacharias, Reiner Zimnik.

Manch Rang und Name also … sofern heut noch bekannt.


Neuer Physiologus


Der Neue Physiologus, die von Hartmut Dietz als Labyrinth entworfene Enzyklopädie der Erfahrungen (»Die Unordnung wird ordentlich abgebildet«), bietet Hans Magnus Enzensbergers (vom Dichter kommentierte) Übersetzung:

Eine Lawine von Tauben hängt reglos
über der Piazza. Huste nicht!
Beim ersten Laut
begräbt sie uns donnernd.


Nach bald fünfzig Jahren fand sich nun ein weiteres ibolithisches Dokument. Entdecker ist der Altonaer Maurermeister Löschmann. Bei Grabungsarbeiten auf einem Grundstück in Ottensen wurde er fündig. Die im Mittel 10,3 mm starke Kupferplatte (größte Breite 291 mm, größte Länge 399 mm, Gewicht 7853 Gramm) zeigt auf der stark korrodierten Vorderseite den flach eingeritzten Text in Ibolithisch. Die Rückseite ist mit Emailarbeit verziert und besser erhalten. Die floral-figurale Mythenmotivik weist auf seinerzeitige Handelsbeziehungen zum indischen Subkontinent. Möglicherweise besteht ein Sinnzusammenhang zwischen Text und Bildlichkeit.


Transport der ibolithischen Kupferplatte
Photo: Detlev Balzer
Bernd Löschmann: Transport
der Ottenser Kupferplatte


ibolithischer Text - Avers
Vorderseite mit dem Text


ibolithischer Text - Revers
Verzierte Rückseite

Ibolithische Kupferplatte aus Ottensen

Im Wege von Oberflächenanalysen, Röntgenuntersuchungen und insbesondere Dunkelfeldmikroskopie wurde folgender Text ermittelt:

    bloë ogrún

    aerende aeren: beldemar kur trugis
    marstinde traestu tende regatrars.
    alún? marvrenda landus orstumars
    molunis kïu belamor on stugis.

    aerend ponglast … dralúr mar aerust sugis.
    lamenda suti kralamar sugars
    trastulin gletru krolomin plo stars:
    on falla flagedun flagest nulugis.

    on sartis? assa mallanest on baemu
    neklasta flamonir ustrin on klaemu
    neklustu kïu flargal tragarest.

    takete instumostin lae traguma
    alún stri mastru ligrumir maluma
    lae falla taegna mur: ogrún ponglest?

Mit guter Sicherheit läßt sich vermuten, daß der Text zumindest aus dem Kreis um den baemu-suti-Dichter stammt, wenn nicht gar von ihm selbst. Weil es sich ganz klar um ein Sonett »strenger« Form handelt, fühle ich mich zu einem Übertragungsversuch berechtigt (mit leichter Umstellung im Reimschema des ersten Quartetts): EISENHANS.

Robert Wohlleben
 



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