An mich

Lasierter Himmel ohne große Farben
bleicht langsam hin – das sagt mir wohl was jetzt?
Ich spür zu scharf das Kinn, rasurverletzt.
Verheilen tuts bereits für weitre Narben.

Der Schmerz ebbt weg, wie andre längst verdarben,
in Hirnverliesen erst mal weggeätzt.
Da steh ich da: versetzt, verpetzt, vergrätzt
und weiß nicht mal, wohin die Schmerzen starben.

Die Bomben, schlechte Zeit, die jungen Jahre
verschwimmen kaum und gehn doch in die Binsen,
vom Rand her nimmt die Schärfe mählich ab.

Sie solls nicht – doch wie oft ich mich auch paare
und fruchtbar bin: Mein väterliches Grinsen
geht schief, weil ich zu knapp nach Atem schnapp.

    Robert Wohlleben

Enthalten in
Der grinsende Vater = Meiendorfer Druck 16