Festina lente
Es bohrt in mir. Aus tiefer Schicht der Bohrkern,
ans Licht gefördert, scheint vor dem Zerfall
noch etwas preiszugeben, mehr als Schall
und Rauch, will auch Verborgenes hervorzerrn:
Die Andacht einst im klerikalen Stall,
im Dom, man war noch Kind, vernahm noch ohrfern
den gottverhöhnenden Gesang der Chorherrn
und wähnte sich im Heil, als Teil im All.
Im Alter bohren Fragen, wie und wo mans
erreichte, daß man später kaum noch flennte.
Es ist, als ob man eine Schuld erkennte,
für die man büßen müßte wie ein Popanz.
Der wahre Popanz spricht: Festina lente!
Er zeigt zuweilen mir die Instrumente.
Enthalten in
Der Nachgeborene = Meiendorfer Druck 47
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