Die letzte Nacht

Erwartung aus türkisdurchglühter Schale
fließt, sanftes Feucht, auf deine Feuerwunden,
verzischt in laue, traumdurchblaute Stunden,
läßt Trübsal dir zum schalen Abendmahle.

Kaum daß die Nacht den Weg zu dir gefunden,
gebären sich die ungeheuren Baale
im Hirn, dem mondig weißen Leichensaale
der Ungeborenen. Du liegst geschunden!

Rostschatten blättern rot von deinen Brüsten,
ja Fieberfalter flattern auf in Trauer,
die sich zum Flug nach dem Inferno rüsten.

Das Meer, verdurstend, färbt sich immer grauer
und wird begraben von den eignen Küsten.
Nun stürze du dich von der Klagemauer!

    Klaus M. Rarisch

Enthalten in
Die Geigerzähler hören auf zu ticken
= Meiendorfer Druck 20