Gebet
Den Nächsten lieben sollst du, steht geschrieben.
Verzeih mir, Herr! ich hasse meine Nachbarn.
Steht mir Helene Harth, die böse Sieben,
im Weg mit ihrem zoophoben Dachsparrn,
spinnt in halbstundenlangen Diatriben
vorm Haus Herr Stierle-Stackelberg sein Fachgarn,
so will ich beide grüßen aber lieben?
das, Gütiger, liegt außerhalb des Machbarn.
Kannst du nicht gegen ihr Beiseitestieren,
mit dem sie die Entschlossenheit kaschieren,
den Kirschbaum gegenüber meinem Fenster
zu fällen, um dort Müll zu deponieren,
Gerechter, mich desensibilisieren?
und mich beruhigen: »Du siehst Gespenster«?
Anmerkung:
Da sich die namentliche Nennung der
Nachbarn von selbst verbot, setzt der
Dichter erfundene Namen, die sich
allenfalls durch Zufall mit den
Namen existierender Personen
überschneiden können.
Ernst-Jürgen Dreyer
Enthalten in Bodenhaltung = Meiendorfer Druck 44
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