Missa cuiusvis toni
Gedichte sind gemalte Fensterscheiben
vor einem alten Fürstenmausoleum;
in seinem Gruftgewölb geht nur das Weh um;
die Dynastie, wie die Chronisten schreiben,
starb aus; vergeßne Sarkophage bleiben
zurück im düstren Kathedralmuseum;
ein Requiem verklingt, und kein Te Deum
wird die Verwesten aus den Särgen treiben.
Durch blinde Fenster dringt kein Blick von innen
zum Markt, wo Trödel sehr bedeutend wirkt.
Die Messe, die nur Rätselstimmen birgt,
fängt sich im Netz der kreuzgeschmückten Spinnen,
die an der Grenze zwischen Tod und Leben
an Kirchenfenstern Rätselmuster weben.
Enthalten in
Die Geigerzähler hören auf zu ticken
= Meiendorfer Druck 20
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