Den Sonettisten

Wenn am Sonette noch so nette Zeitgenossen
wie Rarisch, Rühmkorf, Kraft und Klünner sitzen,
fragt, wer Gedichte liebt: Wem soll das nützen?
Ist das Kapitel nicht längst abgeschlossen?

Wie wahr! Doch narren uns noch stets die alten Possen:
der Dichter Stolz, die Eitelkeit der Schützen.
Mit vierzehn Reimen, vierzehn Geistesblitzen,
wird Weltanschauung in die Welt geschossen.

Die Welt? Wohl kaum! Kopflastig trifft der Pfeil
nichts Lebendes, schafft weder Lust noch Plagen.
Kein Orpheus nimmt an diesem Spiel mehr teil.

Sonette schreiben, wißt ihr, was das heißt?
Im Dorf der Schützenkönig kann’s euch sagen:
Ein Scheibenschießen! Mir geht’s auf den Geist.

Lothar Klünner

Enthalten in
HIEB- UND STICHFEST = Meiendorfer Druck Nr. 40