Vergessen

Ich weihe dich wie Wein – du Weltenthalten:
Der Tag hat mit der Nacht den Kuß getauscht,
Ein kleiner Junge hat vorm Schlaf gelauscht,
Und weich umarmen sich am Kreuz Gestalten.

Der Querholzbaum ragt schauernd in die Ferne,
Wie Mutter sanft schwillt ihm die Erde nach,
Ein harter Büßer liebt nun sein Gemach,
Ein altes Auge sucht die alten Sterne.

Die Ruhe dehnt sich wispernd in den Lauben,
Der Bach klappt die Forellenaugen zu,
Die Wabe summt im Honigton der Ruh –

Zag tropfen nur der Kerze heiße Trauben.
Die Zeit treibt hin wie’s Schifflein unterm Stege;
Und weit zum Morgen warten Wind und Wege.

    Dieter Volkmann

Enthalten in
Fünfzehn maurerische Sonette für
einen Holzschneider = Meiendorfer Druck 15