Verwitterte Verse

Licht flockt. Die mondgesargten Augen weinen
Ihr Phosphorgrün aufs Fleisch. Und sieh, es blüht!
Es fiel vom Hirn. Es lebt, weil es verriet
Die Schreie, so in Schläfengräbern steinen

Als Chaos, urumnacktet von Gebeinen,
Um die nur Fäulnis gelbe Fäden zieht.
Auch dieser Schädel sang sein Purpurlied,
Ließ sich von allen Heiligen bescheinen!

Vergebens, wie er durch die Zeiten wittert,
Ob seine Verse in Erlösung lodern.
Ich ahne hinter den zerweichten Augen

Ein Spiegelnichts! Die Bilderwelt zersplittert.
Mein Fleisch loht auf, will mit dem seinen modern;
Zerfließend fühl ich zähe Lippen saugen ...

    Klaus M. Rarisch

Aus dem Zyklus
Letztes – Ein Epilog in Sonetten
Dem Gedächtnis Gustav Mahlers

Enthalten in
Die Geigerzähler hören auf zu ticken
= Meiendorfer Druck 20