Leb wohl, mein Saitenspiel
Vergiftet scheinen dir die schwarzen Fänge
Der Geier, die dir bleich zu Häupten hocken.
Statt mit Phantomen dich wie einst zu locken,
Klafft drohend Nacht, als ob sie dich verschlänge.
Geschmolzene im Schoße weicher Klänge,
Verblutete du unter Bronzeglocken,
Soll schon beim zwölften Schlag dein Odem stocken,
Bevor zurück des ersten Echo schwänge?
Tönst du noch, Seele? Deine müden Saiten
Verzittern schattenblasses Abendweh,
Als suchten sie ein letztes Licht im Weiten.
Erträumte ich des Leides mir zuviel?
So schäume über, Ewiges! Ade ...
Vorbei der Traum ... leb wohl, mein Saitenspiel!
Aus dem Zyklus
Letztes Ein Epilog in Sonetten
Dem Gedächtnis Gustav Mahlers
Enthalten in
Die Geigerzähler hören auf zu ticken
= Meiendorfer Druck 20
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