hunger-sonett

das warme wasser bunter badewannen
als mittelpunkt von uns’rer schönen welt,
wo matt wir liegen; milch und honig quellt
aus greifbar-handlichen, genormten kannen;

und überzuckerte genüsse spannen
ein parfümiertes, rosarotes zelt
zu schöne klänge plätschern, wie bestellt,
durch taube ohren, weiter, und von dannen.

so zäh fliesst unser angenehmes leben –
wir treiben mit, auf prallgefüllten bäuchen,
und lullen uns in wohligem behagen;

vielleicht wird eine müde seele sich regen,
erkennend: es gibt nichts mehr zu erreichen –
und sagen: »ich will wieder hunger haben!«

    Raphael Biehl ©

Sprechsaal-Beytrag 31